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Karten für Kampagnen

Landkarten geben den Menschen seit jeher Orientierung. Thematische Karten erweitern das Wisseun um einen Ort oder eine Region. So ist es kaum verwunderlich, dass auch das Internet diesen Ansatz aufgenommen und inzwischen massiv erweitert. Seit dem Start von GoogleMaps im Jahre 2005 ist nahezu jeder Ort auf dieser Welt über das Internet zu erforschen – inzwischen auch mit Hilfe von Satellitenfotos oder gar 3D-Straßenansichten. Und sowohl GoogleMaps als auch OpenSource-Anbieter wie OpenStreetMap bieten inzwischen jedem Internetnutzer die Möglichkeit eigene, individuell angepasste, Karten zu erstellen.

So ist es auch kaum verwunderlich, dass sich inzwischen immer mehr NGOs dem Thema angenommen haben und individuelle Karten erstellen und nutzen.

Im einfachsten Sinne können Karten dabei genutzt werden, um bestehende Informationen zu visualisieren. So nutzt zB die Deutsche Aidshilfe eine Karte, um ihre Aktivitäten abzubilden. Spannend wird es, wenn die Nutzer der Internetseite eigene Inhalte oder Aktivitäten auf der Webseite abbilden können. So visualisiert zB die Aktion Deine Stimme gegen Armut ihre Unterstützer auf einer Deutschlandkarte. Gerade für dezentral agierende Organisationen ergeben sich daraus zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Richtig spannend werden Karten aber dann, wenn sie sich mit ortsbezogenen Echtdaten verknüpfen lassen: sprich Nutzer vor Ort aktuelle Informationen in die Karten einfliessen lassen. Als Paradebeispiel hierfür gilt das sogenannte Crisis-Mapping von Ushahidi. Deren Open Source Plattform ermöglicht die Darstellung von Echtzeit-Informationen auf Karten. Dies kam z.B. beim Erdbeben in Haiti zum Einsatz, wo Betroffene per SMS Hilferufe bzw Hilfsangebote in die Karten einfliessen lassen konnten. Ein Heer von Freiwilligen half dabei die eingehenden Informationen zu sortieren und zu validieren. Dies funktionierte so gut, dass sowohl Hilfsorganisationen als auch staatliche Einrichtungen so wie die US Armee diese Karten nutzen. Die Karte ist noch heute in Gebrauch und kann hier angesehen werden. Seit kurzem bietet Ushaidi auch eine eigene mobile App an, so dass auch über ein Smartphone Informationen ohne Zeitverlust weitergeleitet bzw. direkt auf der Karte eingetragen werden können.

Dass das Crisis-Mapping auch in Industrieländern bestens funktioniert, zeigten jüngste Einsatzgebiete wie Japan oder London. Bei den Ausschreitungen in London zeigte sich, dass auch GoogleMaps inzwischen sehr gut für das Crisis-Mapping nutzbar ist. So wurde diese Karte mit den kostenlosen Google Non-Profit-Tools erstellt. Die Hauptaufgabe für jede NGO bei der Verarbeitung solcher Echtzeit-Informationen bleibt aber die Überprüfung der eingehenden Hinweise. Gerade bei Katastrophen kann dies schnell zu einer Mammut-Aufgabe werden.

Die immer weiter verbreitete Nutzung von internetfähigen Smartphones (in Deutschland haben derzeit ca. 23% der Konsumenten ein solches Telefon), ermöglicht NGOs aber auch neue Kampagnenmöglichkeiten in Verbindung mit Karten. So ist zB Frankfurt Gestalten entstanden, die Bürgern die Möglichkeit der Kartierung von Problemen in der Mainmetropole gibt. Bürger können auf Probleme aufmerksam machen, Verbesserungen vorschlagen oder sich zu Initiativen zusammentun, um die jeweiligen Themen auch mit ihren Lokalpolitikern zu besprechen. Die Partei Die Grünen/Bündnis90 hat diese Idee in ihrem Berliner Wahlkampf aufgegriffen. Sie fordert die Wähler auf ihnen Aufgaben zu stellen, denen sich die Partei dann widmen soll. Konkret bedeutet dies, dass der Nutzer aufgefordert wird Probleme auf einer Karte zu markieren und eine Frage zu stellen, welche dann von Mitgliedern der Partei beantwortet werden. Dies funktioniert auch mit einer mobilen App. Ähnlich funktioniert auch wheelmap.org: dort können Nutzer auf einer Karte ablesen, ob ein Ort (z.B. Restaurant, Behörde oder Laden) rollstuhlgerecht ist. Mit einer mobilen App können zudem beständig neue Orte und ihre Zugänglichkeit für Rollstullfahrer in die Karte eingetragen werden.

Auf der Basis dieser Beispiele lassen sich viele Nutzungsmöglichkeiten für NGOs konstruieren. Gerade durch die zunehmende Mobilität und die immer weiter verbreitete mobile Internetnutzung, lassen sich Karten dabei auch immer besser für Kampagnen nutzen. Sei es durch das einfache Sammeln von Informationen und deren Kartierung (s.o.), sei es durch die Nutzung von sogenannten Check-Ins an relevanten Orten (vgl. die Kampagne von Shelter Scotland) oder sei es durch die einfache Aufbereitung von Informationen in Karten (wie es zB mit Stepmap einfach machbar ist: Beispiel Hungersnot in Ostafrika). Welche Beispiele von Kartennutzungen durch NGOs kennt Ihr?