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Beispiele aus der Praxis

Olympia und NGO-Kampagnen

Ähnlich wie die Fußball-EM (vgl. unseren Beitrag dazu) ist Olympia ein Großereignis, welches gerne auch von NGOs als Anlass für Kampagnenarbeit genutzt wird. Erst recht, wenn die olympischen Spiele wie in diesem Jahr in China stattfinden, welches wegen seiner Menschrechts- und Sozialpolitik immer wieder im internationalen Focus steht.

So ist es auch wenig verwunderlich, dass insbesondere Menschrechtsorganisationen besonders aktiv sind, um die Spiele auch für ihre Interessen zu nutzen und Aufmerksamkeit auf ihre Themen zu lenken. Allen voran ist dies amnesty international, die mit ihrer Kampagne ‚Gold für Menschenrechte‚ für viel Aufmerksamkeit sorgen. Dies liegt zum einen am auffälligen (goldgelben) Design, welches eine klare und verständliche Botschaft transportiert. Mit einem Mix auis bezahlten und gesponserten Anzeigen erreichen sie zudem eine hohe Medienwirkung. Gepaart mit vielen Infoständen, die die Menschen auf der Strasse ansprechen, sind insbesondere auch ihre Webaktivitäten erwähnenswert. Besonders gut gefällt mir die Idee provokative Kleinanzeigen in Stadtmagazinen oder ähnlichem zu schalten. Vorlagen dazu gibt es hier. Wie so häufig geht die internationale Kampagne von amnesty international noch einen Schritt weiter: Zum einen mit drastischen Plakaten (siehe hier), zum anderen mit einem Aktionstag gegen (Internet-)Zensur. Für letzteres wurden Internetuser aufgerufen, zensierende Banner auf ihren Seiten zu schlaten. Neben dem eigentlichen Banner zensieren diese Tools Teile der eigenen Webseite und machen sie so unlesbar. Due Aufmerksamkeit der Besucher wird somit fast garantiert – eine hervorragende Idee um plastisch das Dilemma der Zensur darzustellen (zu betrachten u.a. beim geschätzten Kollegen patje.de).

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Tanabata: Globale Moblisierung zum G8-Gipfel in Japan

Eine bemerkenswerte weltweite Mobilisierung haben derzeit die nationalen Plattformen des „Global Call to Action against Poverty“ (GCAP) laufen. Zum G8-Gipfel in Japan Anfang Juli knüpfen die Anti-Armuts-Aktivisten an die japanische Tanabata-Tradition an und sammeln Wünsche gegen Armut. Nach der japanischen Überlieferung gehen Wünsche in Erfüllung, wenn sie am 7. Juli an einen Bambusbaum gehängt werden. Diese Wünsche sammeln derzeit Entwicklungsorganisationen und Armutskampagnen in mehreren Ländern.

GCAP stellt auf internationaler Ebene ein zentrales Tool bereit, das – an den nationalen Kontext angepasst – auf Webseiten bereitgestellt werden kann. Passend dazu stellt GCAP auf der globalen Webseite Banner in verschiedenen Sprachen und Formaten zur Verfügung. Die Dateien gibt’s auch als PNG/PSD-Layer-Dateien zum anpassen.

Das Widget wird unterschiedlich genutzt. Es gibt Varianten auf Englisch, Französisch und Spanisch. Unterstützer können zwischen vier Forderungen auswählen: Bildung für alle, bessere Gesundheitsversorgung, Massnahmen gegen Klimawand sowie mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit. Weil aber zum Beispiel die große internationale NGO-Familie Oxfam (in UK auf Englisch, in Canada auf Französisch) auf „Bildung für alle“ verzichtet, kommt für diese vierte Forderung nur rund ein Viertel der „Stimmen“ zusammen (in Großbritannien gibt es parallel bei anderen Organisationen alle vier Forderungen, zum Beispiel bei CAFOD).

In Japan selbst, gibt es zum G8-Gipfel mehrere Kampagnen, die in die Tanabata-Richtung gehen: Bei „Me Too“ mobilisieren eine handvoll internationaler NGO-Familien die japanische Bevölkerung (Bericht über „Me Too“-Kampagnenstart. Mitschnitt der Pressekonferenz bei Youtube, auf japanisch). Auch die japanische GCAP-Kampagne Hottokenai hat eine „Voices against Poverty„-Aktion laufen.

Das japanische Bündnis G8-NGO-Forum hat mit der Tanzaku-Aktion die japanische Version der Wunsch-Aktion gestartet. Ähnlich wie die Tanzaku-Aktion kann man auch die deutsche „Deine Stimme gegen Armut“-Kampagne einen echten eigenen (Frei-)Text-Wunsch äußern – eine Gratwanderung wenn man mit der Kampagne eigentlich bestimmte Themen kommunizieren und Ziele erreichen will, was bei „Deine Stimme gegen Armut“ offensichtlich funktioniert, wenn man sich durch die rund 2.500 Wünsche klickt.

Vor einigen Tagen wurden in Japan die ersten G8-Wünsche an den Ministerpräsidenten Fukuda übergeben. Weitere Übergaben sind geplant: am 3. Juli werden Großbritanniens Premier Gordon Brown und der kanadische Staatschef Stephen Harper die Botschaften entgegennehmen. In Deutschland präsentiert „Deine Stimme gegen Armut“ die Wünsche und Erwartungen der Bürger im Rahmen einer Kundgebung in Berlin.

Update zur Birma-Aktion

Vor gut 10 Tagen hatten wir an dieser Stelle einen kleinen Versuchsballon mit einer Online-Spendenaktion gestartet. Unser Ziel war es damals gewesen innerhalb kurzer Zeit 500 Euro Spenden zusammen zu bekommen. Heutiger Stand sind 120 Euro. Ist das Web2.0 damit gescheitert? Nein, ich denke nicht. Zum Einen ist festzustellen, dass sich generell in der Medien- und NGO-Aktivität rund um Birma einiges getan hat. Zum anderen haben viele Freunde von mir bekundet ihr Geld an andere Organisationen oder über andere Plattformen spenden zu wollen. Und schliesslich ist die Schwierigkeit der Hilfe im Umgang mit der Militär-Junta auch an den potentiellen Spendern nicht vorbeigegangen. Zudem haben einige sich auch im Bereich der Hilfe für die Opfer der Erdbeben-Katastrophe in China engagiert.

Und während Anfang letzter Woche noch die geringe Spendenbereitschaft der Deutschen beklagt wurde, hat sich diesbezüglich inzwischen manches getan. Interessant dabei u.a. auch das Engagement von Firmen wie 1&1, die die Nutzer ihrer Dienste (u.a. GMX und Web.de) explizit um Spenden bitten. Dass die dringend benötigte Hilfe auch ankommt, kann z.B. über die Twitter-Einträge von Ärzte ohne Grenzen verfolgt werden. Und auch in der Blogger-Szene wurden zahlreiche Artikel gepostet. Interessant sind dabei die unter BLOG4BURMA zusammengefassten Perspektiven einzelner Blogger. Die Hilfsorganisationen selbst berichten ebenfalls quasi direkt aus Birma via dem Notrufblog.

Wer sich noch an unserer kleinen Spendenaktion beteiligen möchte, kann dies weiterhin hier tun.

Birma-Aktion: jetzt mitmachen!

Gestern habe ich mich hier um Blog darüber beschwert, dass das Web2.0 in Bezug auf Birma und die dortige Naturkatastrophe so tatenlos geblieben ist. Und da man bekanntlich mit gutem Beispiel voran gehen soll, habe ich kurzerhand eine kleine Spendenaktion ins Leben gerufen. Sie soll aber auch einen Bezug zu unserer Thematik hier haben. Und somit ist das ganze auch ein kleiner Testballon. Bei dem neuen Spendenportal elargio.de habe ich eine Aktion eingestellt, die 500 Euro als Spendenziel hat. Zur Aktion geht es hier: JETZT MITMACHEN! Gleichzeitig möchte ich testen wie schnell wir diese Marke erreichen und ggf. auch übertreffen. Sprich wie schnell gelingt es der Web 2.0 Gemeinde zu reagieren und über die Social Networks genügend Freiwillige zu mobilisieren, die schnell helfen wollen. Meine erste Zielmarke sind 24 Stunden – was ist in diesen 24 Stunden zu erreichen? Macht jetzt mit und vor allem: verteilt es weiter!

Kurzer Einwurf: Kampagnenspots

Ich war gestern abend im Kino und im Rahmen der Werbung liefen hintereinander jeweils ein Spot von Greenpeace und einer von der Zukunft Kino Marketing GmbH. Beides sind im Endeffekt Imagespots, der von Greenpeace wirbt mithin für die generelle Unterstützung der Organisation, der von Zukunft Kino dafür, dass das Kino auch weiterhin der Ort sein solle, wo Filme angeschaut werden (entsprechend dem Slogan ‚Kino – dafür werden Filme gemacht‘).

Betrachten wir zunächst den Spot von Zukunft Kino Marketing:

Die Idee für den Spot gefällt mir gut, auch die Umsetzung folgt klar den Ansätzen des viralen Marketings. Mit einem pseudo-echten Reporter, der im TV-Stil ein Skandal nach dem anderen aufdeckt. Dann wird auch die URL zur Kampagne (filmbefreier.de) eingeblendet. So weit eigentlich alles richtig gemacht: Interesse geschaffen, man hat kurz gegrinst, auf den Weg zu weiteren Informationen hingewiesen (via URL), doch dann scheint es als hätte sich die konservative Marketingabteilung gegen die Agentur durchgesetzt. Der Reporter wird zum Moralapostel (‚…gehen Sie ins Kino!‘) und die Message wird als Einspieler noch einmal hinterher geschleudert. Hier wäre weniger mehr gewesen: nur die Nennung der URL hätte mich sicher dazu verführt mir anzuschauen wofür der Spot ist (auch wenn man es ahnen konnte), so war die Auflösung eher ermüdend. Ich habe es als vertane Chance wahrgenommen.

Ganz anders Greenpeace in ihrem Spot vom Ende des letzten Jahres:

Ein kurzer, klarer Spot, der einen trotzdem mitfiebern und mitleiden lässt und der nicht moralisierend zum Engagement aufruft – und zwar gerade auch die, die eher vom Fernsehsessel aus ‚aktiv‘ werden wollen. Gefreut hat mich auch, dass der Spot von Studenten Filmakademie Baden-Württemberg gemacht worden ist. Tolle Leistung! (via werbeblogger).

Aber zum Schluss bleibt dennoch eine kritische Frage: was bleibt hängen? Greenpeace nennt zum Beispiel im Spot noch nicht einmal mehr seine Internetadresse. Viel schlimmer ist es, wenn man dann auf Greenpeace.de versucht diesen Werbespot wieder zu finden. Mir ist das nicht gelungen. Es findet also keine Anschlussleistung statt, was schade ist.

Das geht bei filmbefreier.de viel schneller: der Spot (und weitere) sind schnell gefunden. Doch die Spots lassen sich weder einbinden noch verlinken. Das widerspricht in erschreckender Weise dem Ansatz des viralen Marketings. Ich musste daher sowohl den Greenpeace als auch den filmbefreier-Spot erst über youtube suchen, um sie hier einzubauen. Wieder eine vergebene Möglichkeit.

Abnehmen mit ‚Speed‘: Aktivisten foppen TV-Journalisten

Klingt abgefahren. Ist es auch. Stimmte nur nicht. Dass „Tim“, Interviewpartner in der gestrigen Sendung des ARD-Lifestylemagazin „polylux„, mit Hilfe der Droge Speed abspecken will, war frei erfunden. Das Kommando „Tito von Hardenberg“ aus dem Umfeld der Hedonistischen Internationalen jubelte den TV-Journalisten den Interviewpartner unter, um a) die oberflächlichen Recherchemethoden zu entlarven und b) darauf hinzuweisen, dass in „so genannten Leistungsgesellschaft ein nicht normgerechter Körper ein Ausschlusskriterium darstellt“. Polylux will dem „falschen Protagonisten kein weiteres Forum bieten“ und hat deshalb den Videoclip von seiner Webseite genommen. Bei Google Video ist es noch zu sehen, ebenso das Bekennervideo auf Youtube:

Bedenklich zu sehen, wie einfach es offensichtlich ist, seine Themen zu platzieren, wenn sie nur abseitig genug sind – flux erhebt es Polylux zum Trend. Reaktionen auf die Aktion sind gemäßigt bis mitleidig: von „klingt wie ein Krimi“ bis „dumm gelaufen„. Lustig, dass andere Seher den gleichen Eindruck hatten wie ich: Unglaubwürdiger als „Tim“ war der zweite Interviewpartner, ein Student, der seine Hausarbeiten nur noch mit Speed schreiben kann (wenn er nicht gerade auf Ritalin ist).

Zum Demonstrieren nach Kuba

Online-Demo von RSF… auf KubaDie Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) hat heute den ersten „Internationale Tag der freien Meinungsäußerung im Internet“ ausgerufen. Surfer können 24 Stunden lang symbolisch an neun Orten der Welt gegen Zensur im Internet demonstrieren, an denen sonst keine freie Meinungsäußerung möglich ist. Zur Wahl stehen virtuelle Nachbauten des Tiananmen Platzes in Peking, des Revolutionsplatzes in Kuba oder die Straßen von Rangun in Burma.

Die Aktion sei eine Antwort auf die wachsende Tendenz Blogger zu verfolgen und unliebsame Webseiten zu schließen. Nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ sitzen derzeit mindestens 62 Cyber-Dissidenten weltweit in Haft. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr mehr als 2.600 Webseiten, Blogs oder Foren geschlossen.

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