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Schönheit vor Alter? Junge Entwicklungsorganisationen im Fokus

Glaubt man den Ergebnissen repräsentativer Studien, fließen 44 Prozent aller Spenden zugunsten von Entwicklungs- bzw. Nothilfe und werden von Menschen gegeben, die 50 Jahre oder älter sind. Entsprechend ist wenig verwunderlich, dass klassische Entwicklungsorganisationen nicht gerade mit modernen, pfiffigen Kampagnen aufwarten. Dem gegenüber stehen Zahlen, denen zufolge gerade junge Menschen überdurchschnittlich engagiert sind: „Einsatz für die Gesellschaft und für andere Menschen gehört ganz selbstverständlich zum persönlichen Lebensstil dazu“, heißt es in der letzten Shell-Jugendstudie von 2006. Das Ergebnis ist, dass junge Menschen selbst aktiv werden, ihre eigene Entwicklungs-NGO gründen und den etablierten Hilfswerken mit schicken Webauftritten das Fürchten lehren. Zwei Beispiele möchte ich vorstellen.

2aid.org – Wasserspender via Web 2.0

Mitte 2009 hat die Zahnmedizin-Studentin Anna Vikky das Projekt 2aid.org ins Leben gerufen. Mit einigen engagierten Mitstreitern und Unterstützern zieht sie sämtliche Register aktueller Web 2.0-Tools und mobilisiert Spenden für Trinkwasser-Projekte in Afrika. Über Präsenzen auf MeinVz, Twitter (> 1.000 Follower) und Facebook (> 350 Fans) wird um Spenden geworben, die per Überweisung, PayPal oder SMS getätigt werden können. Die ersten 4.000 Euro sind mittlerweile zusammengekommen und an eine US-amerikanische Organisation überwiesen worden, die damit einen Brunnen in Uganda bohren wird. Anna ist derzeit mit Falco, einem Fotografen, vor Ort und schaut sich die Umsetzung an. Sie berichten regelmäßig in einem Video-Blog (Vlog) über die Reise – eine spannende und bisher selten genutzte Kommunikationsform, die leider mit maximal 50 Views noch kaum genutzt wird.

Video Nummer 6 aus dem Vlog von 2aid.org.

100prozentig

So bemerkenswert das Engagement der Fundraiser ist, so stellen aber auch Fragen. 2aid.org wirbt damit, dass 100% der Spenden direkt ins Projekt fließen. Ein ehrenwerter Vorsatz. Viele „neue“ Spendensammler mit dieser Aussage, die jedoch langfristig unrealistisch bis unseriös ist. Bei jedem Entwicklungsprojekt entstehen Verwaltungskosten, angefangen von Server- und Bankgebühren bis hin zu Ausgaben für Werbung und, bei größeren Vorhaben, Personalkosten. Diese Kosten dürfen nicht totgeschwiegen, sondern müssen schlicht und einfach transparent dargestellt werden. Selbst das DZI, das das Spendensiegel vergibt, sagt in seinen Spendertipps „Eine gute Verwaltung ist wichtig“ und hält bis zu 35 Prozent Verwaltungskosten für „vertretbar“. Die Projektreise von 2aid.org nach Uganda haben Anna und Falco aus eigener Tasche bezahlt – zurzeit sammeln sie dafür ebenfalls Spenden: rund 2.200 Euro werden gebraucht… 100%ig also kein Modell für die Zukunft.

Voting über Leben und Tod

Mein zweiter Kritikpunkt richtet sich auf die Auswahl des nächsten Trinkwasserprojekts, das sich 2aid.org ausgeguckt hat – besser gesagt: hat ausgucken lassen. Ganz im Sinne des Web 2.0, wo Userbeteiligung über allem steht, konnte man Anfang des Jahres abstimmen, ob der nächste Brunnen in Kenia, Malawi oder Uganda gebohrt werden soll. Die 148 Twtpoll-User haben entschieden, dass die Menschen in Kenia und Malawi weiterhin ohne sauberes Wasser auskommen müssen.

Klar ist, dass nicht alle drei Projekte gefördert werden können, aber auf welcher Grundlage entscheiden deutsche Internetuser, wo Hilfe am nötigsten und am besten geleistet werden mussen? Klassische Hilfsorganisationen arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, zu denen häufig langjährige vertrauensvolle Beziehungen bestehen. Für „Brot für die Welt“ beispielsweise ist die Zusammenarbeit mit Partner vor Ort „wesentliches Merkmal“ der Projektarbeit. Abstimmungen wie die von 2aid.org weisen paternalistische Züge auf und zeigen, dass sich noch nicht überall angekommen ist, dass die aktuelle Entwicklungspolitik eher auf Entwicklungszusammenarbeit setzt, statt auf Entwicklungshilfe, die „nicht von partnerschaftlicher Gleichberechtigung, sondern von der dominierenden Rolle des Fachwissens und des Reichtums geprägt“ ist.

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NGOs lobbyieren online: Haushalten mit Twitter

Verschiedene entwicklungspolitische NGOs und Kampagnen haben in den letzten Tagen eine erfolgreiche Aktion, quasi eine Mini-Advocacy-Kampagne, für mehr Geld im Kampf gegen HIV/Aids und andere Krankheiten geführt. Dabei kamen neben klassischen Lobbymethoden auch öffentliche Mobilisierungselemente via Twitter zum Einsatz. Ein spannendes Modell für die Zukunft?

Worum ging’s?

Die Bundesregierung hatte 2007 bei einer selbst organisierten Konferenz in Berlin zugesagt, jährlich 200 Millionen Euro für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) bereit zu stellen. Diese Gelder tauchen im Haushalt des Entwicklungsministeriums (BMZ) auf, dem so genannten Einzelplan 23 (EP23). Der Haushaltsentwurf wird jedes Jahr von der Regierung aufgestellt und im Bundestag in mehreren Lesungen diskutiert und verabschiedet. In den jeweiligen Ausschüsse im Parlament werden dabei die Fachfragen verhandelt.

Was wie haben Organisationen interveniert?

Entgegen den Versprechen, sah der Haushaltsentwurf 2010 der schwarz-gelben Bundesregierung für den GFATM nur 142 Mio. Euro vor, ein „klarer Wortbruch“, wie Hilfsorganisationen in Pressemitteilungen kritisierten. Medien wie der Tagesspiegel, FAZ oder BILD griffen das Thema auf und das BMZ beeilte sich mit der Versicherung, die fehlenden 58 Mio. Euro würden aus anderen freien Mitteln natürlich überwiesen. Das reichte den Organisationen nicht, sie wollten die Zahl „200“ Schwarz auf Weiß im Haushalt festgeschrieben wissen, u.a. weil mündliche Zusagen unsicher seien, der Haushalt verzerrt dargestellt und international falsche Signale gesendet würden. Dies war nachzulesen in einem Offenen Brief des Aktionsbündnisses gegen Aids, der an die zuständigen Abgeordneten im Haushaltsausschuss gesendet wurde.

Und was ist jetzt neu an den Methoden?

Kurz vor den entscheidenden Sitzungen des Haushalts– und Entwicklungsausschusses haben das Aktionsbündnis gegen Aids und die Aktion „Deine Stimme gegen Armut“ an die bei Twitter aktiven Abgeordneten die Frage gestellt, warum nur 142 Mio. für den GFATM vorgesehen seien (detaillierte Beschreibung der Aktion). Zum Monitoring wurde der Hashtag „#EP23“ eingeführt. Drei Oppositions- und eine CSU-Abgeordnete sind auf die Twitter-Kommunikation eingegangen. Am Ende der Beratungen im Haushaltsausschuss wurde für den GFATM ein Zuschuss von 204 Mio. Euro beschlossen, also sogar noch vier Millionen mehr als von Organisationen gefordert. Ein voller Erfolg für die Aktivisten – sofern der Haushaltsentwurf im März auch vom Bundestag so verabschiedet wird.

Lektionen für die Zukunft

Welche NGO oder welches Instrument (Pressearbeit, Lobbybriefe oder Massenlobbyierung via Twitter) am Ende den Ausschlag gab oder ob es noch ganz andere Gründe gab, wird sich nicht einfach feststellen lassen. Für NGOs ergeben sich aber aus dieser Aktion, insbesondere aus dem „Social-Media-Lobbying“, interessante Erkenntnisse:

  • Abgeordnete nehmen NGOs auf anderen Ebenen wahr: Neben den üblichen offiziellen Lobbygesprächen ist auf diesem Weg informelle Kommunikation möglich, die eine niederschwellige Interaktionmöglichkeit bietet.
  • Die Zusammenarbeit zweier NGO-Kampagnen (Aktionsbündnis gegen Aids und „Deine Stimme gegen Armut“) zeigt, dass mit wenig Aufwand als Netzwerk kooperiert werden kann. Das registrieren auch die MdB, das „Drohpotenzial“ der Zivilgesellschaft steigt.
  • Die Twitteraktion „trifft“ nur wenige Abgeordnete und tendenziell die Falschen. Außerhalb von Wahlkampfzeiten nutzet kaum ein MdB Social-Media-Kanäle. Dauerhaft aktiv sind hier außerdem eher Vertreter der Opposition, die weniger Einfluss im Parlament haben und die NGO-Anliegen „gegen die Regierung“ ohnehin positiv beurteilen – oder aber zumindest auf die Anfragen reagieren.
  • Die Einführung eines Hashtags zum Monitoring hat nicht funktioniert. Die MdB haben ihn in ihren direkten Antworten nicht genutzt. Allerdings konnten die Aktivisten geradezu „Agenda Setting“ betreiben: Die Abgeordnete Dagmar Wöhrl nutzte den Hashtag anschließend auch ohne Bezug zur konkreten Aktion.
  • Die Aktion stieß bei der Online-Community auf Interesse. Gegenüber anderen Infos, die in NGO-Blogs oder auf Facebook-Fanseiten veröffentlicht werden, waren hier die Interaktionen mit Unterstützern überdurchschnittlich hoch: Auf der Facebook-Seite von „Deine Stimme gegen Armut“ sind 20 „gefällt mir“ und fünf Kommentare zu verzeichnen, der Blogartikel stieß, gemessen an Klicks auf den mit bit.ly gekürzten Link (http://bit.ly/gf-ep23) bei Usern auf Interesse, die Updates von @AidsKampagne und @deinestimme wurden von Unterstützern retweetet.
  • Die Möglichkeiten von „Massen-Lobbyierung“ sind bei dieser Methode nur angedeutet. Dieses Mal haben zwei Kampagnenbündnisse und eine Privatperson jeweils rund 20 Abgeordnete angesprochen. Wenn die NGOs jedoch ihre Unterstützer im großen Stil mobilisieren, sehen sich die Politiker ganz anderem öffentlichen Druck ausgesetzt.

Was meint ihr? Wie ist die Aktion zu bewerten? Welche Potenziale bietet das Web 2.0 – jenseits von Online-Petitionen – für konkrete politische Veränderungen und Lobbyarbeit?

Blog Action Day: Globales Armutsblogging

Gerade haben wir „Kampagne 2.0“ für den „Blog Action Day“ registriert und sind am 15. Oktober dabei, wenn weltweit Blogger, Pod- und Videocaster Beiträge rund um das Thema „Armut“ veröffentlichen. Die Idee des „Blog Action Day“ ist so simpel wie faszinierend: Mit tausenden unterschiedlichen Beiträgen wird eine weltweite Diskussion in der Blogosphäre angezettelt – in diesem Jahr zum Thema Armut.

Alles was zu tun ist, ist die Registrierung Deines eigenen Blogs (bisher haben das mehr als 5.000 Blogger mit über 10 Millionen Lesern getan). Am 15. Oktober dann veröffentlichst Du einen Beitrag zum Thema „Armut“, ganz individuell und im üblichen Stil Deines Blogs. Weil Du einen kleinen Code-Abschnitt in Dein Posting einkopiert hast, kann nachverfolgt werden, wie viele Leser erreicht werden.

Weil wir die Idee, einer zielgerichtenen, globalen Online-Aktion gut finden, haben wir einen Teil der „Blog Action Day“-Webseite ins Deutsche übersetzt. Was hindert Dich also, selbst mitzumachen? Bisher sind aus Deutschland knapp 90 Blogs registriert, unter anderem „Deine Stimme gegen Armut“, Blogpatenschaften, die Blogs von Tribax und der Firma Magix oder das Smashing Magazine. Da ist noch Luft nach oben, insbesondere bei den Blogs der Hilfsorganisationen und NGOs.

Verknüpfung von On- und Offline Aktionen

Die richtige Verknüpfung von On- und Offline-Aktivitäten ist für Kampagnenmanager eine der größten aktuellen Herausforderungen. Schliesslich werden Kampagnen heutzutage selten allein auf der Straße oder ausschließlich im Internet gewonnen – auch wenn es natürlich einige (erfolgreiche) Ausnahmen gibt.

Die aktuelle Eil-Aktion von erlassjahr.de gibt mir die Möglichkeit einige grundsätzliche Überlegungen zu der notwendigen Verknüpfung von On- und Offlinemedien zu erläutern:

Ausgangspunkt: erlassjahr.de ist ein entwicklungspolitisches Bündnis, welches dagegen protestiert, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen. erlassjahr.de setzt sich dafür ein, dass über Schuldenerlasse und Schuldenumwandlungen mehr Geld für die Unterstützung der Ärmsten in den eigenen Ländern zur Verfügung steht.

Problemstellung: Die derzeitige Finanzkrise sowie die stark gestiegenen Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise haben insbesondere in Import-Abhängigen Entwicklungs- und Schwellenländern dazu geführt, dass der Schuldenstand dieser Länder deutlich ansteigt. Es steht zu befürchten, dass einige Länder in naher Zukunft daher (wieder) den Zustand der Zahlungsunfähigkeit erreichen. In der Vergangenheit hat die internationale Staatengemeinschaft sowie Institutionen wie Weltbank oder IWF auf solche Situationen meist ad hoc und nach politischem Gutdünken reagiert. Sprich: der Gläubiger selbst hat entschieden wie mit den Schulden zu verfahren ist. erlassjahr.de hingegen fordert, dass im Falle der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit eines Staates ein internationales Insolvenzverfahren angewendet wird. Dabei soll ein unabhängiges Schiedsgericht über die Ansprüche aller Gläubiger urteilen. Nur so kann ein faires Urteil gefällt werden, welches dem überschuldeten Land eine langfristige Perspektive bietet. Das ist übrigens in der Privatwirtschaft nicht anders: auch dort entscheidet ein unabhängiger Richter über die Insolvenz und wie die Gläubiger und ihre vergebenen Kredite zu bedienen sind. Weiterlesen

Kurz notiert (30.07.2008)

Soziale Netzwerke sind in aller Munde und die Nutzerzahlen von z.B. StudiVZ oder Facebook steigen nach deren eigenen Angaben beständig. So ist es kein Wunder, dass auch immer mehr Anbieter auf dn Markt drängen, die soziale Netzwerke für den Bereich Ehrenamt und NGOs anbieten. Relativ neu in Deutschland ist der irische Anbieter ammando, welcher aber auch Plattformen in vielen anderen Ländern betreibt und diese untereinander vernetzt hat. Schon länger dabei ist realisr, die sich besonders auf die Umsetzung von Projekten unter Mithilfe von Freiwilligen konzentrierten. Erwähnung soll auch kaioo finden, bei dem jede NGO sein eigenes soziales Netzwerk kostenlos aufbauen kann. Allen Plattformen gemeinsam ist das Problem der geringen Userzahlen und Aktivitäten in den einzelnen Gruppen. Offenbar gelingt es nur sehr schwer die engagierten Bürger auch zu engagierten Webnutzern zu machen.

Dazu passt eine kürzliche Studie der Agentur new thinking, die ‚Politik im Web 2.0‚ untersucht hat. Von dem wenig überraschenden Ergebniss, dass die deutsche Parteien insbesondere im Vergleich mit den USA noch einiges an Nachholpotential haben, sind die Statistiken teilweise erschreckend. Selbst die großen Volksparteien und bekannten deutschen Politiker kommen im Web 2.0, sei es nun bei youtube oder StudiVZ, nur auf sehr geringe Zugriffszahlen. Wenn man diese Zahlen auf die Arbeit von NGOs übersetzt, scheint hier noch einiges an Arbeit auf die Online-Campaigner zu zukommen.

Der MediaWatch Blog ist ein neuer Blog, der sich durchaus kritisch mit aktuellen Themen der Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit auseinandersetzt. Sieben Autoren stellen aktuelle Nachrichten zusammen, analysieren und kommentieren. Leider sind wohl auf Grund fehlender Webkenntnisse viele Bereiche noch in einem kruden deutsch-englischen Sprachmix vorhanden. Vom Inhalt her aber eine wirkliche Bereicherung.

NGO 2.0 – Socialcamp in Berlin

Zwei Tage lang haben am Wochenende Praktiker aus NGOs, Online-Aktivisten, Blogger und Webentwickler beim ersten Socialcamp in Berlin darüber diskutiert, wie neue Entwicklungen im Internet für die NGO-Arbeit genutzt werden können, NGOs erfolgreich im Web agieren können und sich die Arbeit von Organisationen durch „Web 2.0“ verändert.

Vorweg: Die Veranstaltung war klasse und ausgesprochen inspirierend. Die MacherInnen von Social-Networks wie helpedia, elargio, netzwirken oder mixxt und Kaioo waren da, genauso wie die Blogger von Netzpolitik.org oder Alles-was-gerecht-ist. Die Resonanz aus den klassischen NGO dagegen war bescheiden – ein Aspekt, der vielfach beklagt wurde und sich beim nächsten Mal ändern muss: Wie sonst sollen die Bedürfnisse, Interessen der Organisationen erkannt und Grenzen des Mitmachwebs bei NGOs ausgelotet werden? Lediglich Kollegen von Plan International Deutschland, dem Weltfriedensdienst und Transparency Deutschland habe ich neben neben Björn von erlassjahr.de und mir selbst gezählt. Ein subjektiver Bericht:

Am spannendsten fande ich die Session zur Kooperation von NGOs und sozialen Netzwerken am 2. Tag, bei dem eine Bestandsaufnahme von Eigenschaften, Trends und möglichen Kooperationsformen beider Akteursgruppen vorgenommen wurde (siehe Flipcharts). Günter Metzges von Campact hat dazu interessante Überlegungen aus dem bevorstehenden Relaunch des Kampagnenportals vorgestellt.

In der Session über „Entwicklungszusammenarbeit und IT“ haben Christian Kreutz (GTZ) und Mitarbeiterinnen der Agentur newthinking anhand wegweisender Webprojekte aus Afrika gezeigt, wie neue Technologien in Entwicklungsländern genutzt werden können (Celac aus Uganda, Afrigadget oder der Brosdi Audio-Blog) und auch, welche Herausforderungen auf Hilfswerke im Norden zukommen (Stichwort: Transparenz bei Entwicklungsprojekten bzw. stärkere und ungefilterte Stimmen aus dem Süden durch Blogs).

Nutzen und Risiken von NGO-Blogs wurden diskutiert (Bloggt die Organisation – öde – oder einzelne Mitarbeiter – potenziell unkontrollierbar?). Eine kostenlose, individuelle Social-Network-Lösung wurde vorgestellt (Kaioo.com stellt in diesen Tagen ein Meta-Netzwerk vor, aber wie gemeinnützig ist Kaioo wirklich?), über Open Source-Lösungen für NGOs diskutiert und gleich in der nächsten Session gefragt: Wie kann die Corporate Identity im Web 2.0 gestärkt bzw. „behalten“ werden (zum Thema NGO als Marke vgl. diese Präsentation).

Spannend ist die Frage, wie die beim Socialcamp begonnene Diskussion weitergeht. Dass das gesehen soll, darin waren sich die Teilnehmer einig, in Berlin soll das bei einem regelmäßigen Stammtisch geschehen (1. Juli, 19 Uhr, taz-Café). Eine umfangreiche Dokumentation der Session wird hier aufgebaut. Mehr Fotos vom Socialcamp gibt es hier und hier, Berichte unter anderem von Andrea Nienhaus, Richard und Patrick Jedamzik und Marcus Beckendahl.

Fussball EM und Zivilgesellschaft

Vom 7. bis 29. Juni findet die Fussball Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz statt. Viele NGOs nutzen solche Großveranstaltungen, um ihre Interessen in die Öffentlichkeit zu bringen. Wir haben einen ersten kurzen Streifzug durch das Internet unternommen, um hier kurz Kampagnen vorzustellen, die dieses Thema aufgreifen.

Die Organisation Viva con Agua de Sankt Pauli, die Trinkwasser-Projekte in Afrika und Lateinamerika fördert, nutzt bereits die Wochen vor der EM für ihren Wasser!Marsch 2008. Selbiger führt 7 Aktivisten im Laufe von 39 Tagen von Hamburg bis nach Basel, in die Stadt des EM-Eröfffnungsspieles. Zu Fuß und mit einem afrikanischen Lastenfahrrad machen sie dabei in zahlreichen deutschen Städten Station, wo jeweils auf lokalen Veranstaltungen um Unterstützung für ihre Projekte gebeten wird. Mit dabei sind auch immer wieder prominente Sportler und Musiker. Sicherlich ein guter Schachzug bereits deutlich im Vorfeld der EM dieses Thema mit dem eigenen Anliegen zu verknüpfen – bevor es im sportlichen Taumel der eigentlichen Veranstaltung untergeht. Gelungen auch die Verknüpfung der Aktionen auf der Straße und der Aufarbeitung im Netz: auf der Homepage von Viva con Agua gibt es eine Tagebuch von der Reise und auch die ersten Videos stehen schon bereit. Selbst einen eigenen Soundtrack zur Aktion bietet die Organisation auf.

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Kurz notiert (20.05.2008)

Neues kommt ein weiteres Mal aus dem Hause Greenpeace: selbige beta-testen gerade Greenpeace.TV und man kann schon gut erkennen wo die Reise hingehen soll. Ein schnell zu navigierendes Schaufenster, welches ihre aktuellen Spots und Themen-Filme zusammenfasst und für den User leicht zu erkunden ist. Wir sind weiterhin gespannt.

Beeindruckend ist die Initiative ‚Plant for the Planet‚, die das Ziel verfolgt, dass Kinder und Jugendliche 1 Million neue Bäume pflanzen. Sie wird getragen vom German Marshall Plan und dem Schülernetzwerk Connecting Youth. Insbesondere viele Schulden haben sich hier bereits engagiert, fast 100.000 Bäume wurden bereits gepflanzt, weitere 80.000 schon versprochen.

Wer in der Mittagspause statt Moorhühner schiessen mal etwas anderes spielen möchte. Dem empfehlen wir das Agrar-Subventions-Bowling von Oxfam, welches für eine gerechte Agrarpolitik wirbt. Alternativ bietet sich jederzeit das Lernen englischer Vokabeln via freerice.com an: für jede richtige Vokabel werden dort 10 Reiskörner an das Ernäherungsprogramm der UN gespendet.

In einem gut ein halbes Jahr alten Artikel wurden die Non-Profit-Unterstützungsinitiativen von Facebook (‚Causes‚) und Myspace (‚Impact‚) verglichen. Der Autor kam schon damals zu dem Ergebnis, dass das Causes-Programm mehr erreichen würde. Somit ist es nur konsequent, dass Causes nun auch auf MySpace intrgiert wurde und Inhalte zwischen den beiden Plattformen ausgetauscht werden können. Ansätze dieser Art sind auch für die Zukunft wünschenswert, denn die immer mehr stattfindene Zersplitterung von Initiativen hilft den Usern meist nicht, wenn sie schnell und konkret helfen wollen.

In der Gemeinde der Twitterati möchten wir zum Abschluß ganz herlich Dr. Brigitte Reiser begrüßen, die die interessante Seite nonprofits-vernetzt.de betreut.

Kommentar: Wo ist Birma?

Am vergangenen Wochenende hat ein verheerender Wirbelsturm große Teil von Birma verwüstet. Während die regierende diktatorische Militär-Junta die Folgen zunächst noch herunter spielte, wird das Ausmaß der Katastrophe spätestens seit Montag deutlich: 10.000e Tote, Millionen von Obdachlosen und eine bisher nicht funktionierende Katastrophenhilfe. Ausländische Helfer werden massiv durch die Militär-Junta behindert – alles zu Lasten der notleidenden Bevölkerung.

Dies allein ist schon dramatisch genug – doch noch etwas fällt auf: der Aufschrei rund um den Globus bleibt bis dato aus. Zumindest so weit dies ein kurzer Überblick über die Web2.0 Seiten belegen kann. Bei Facebook bilden sich keine Unterstützergruppen, es wird nur sehr vereinzelt von Einzelpersonen (nicht Hilfswerken!) zu Spenden aufgerufen etc. Bei dem Aufstand der Mönche in Birma im vergangenen Jahr war dies noch ganz anders. Weltweit wurden die Menschenrechtsverletzungen angeprangert, eine gigantische Internetkampagne übte sich in Solidarität. Und heute? Fehlanzeige.

Woran liegt das? An fehlden Bildern, an keinen direkten Bezügen (wie damals beim Tsunami als auch Tausende Touristen betroffen waren) oder am Gefühl der Hilfslosigkeit? Auch dieses Mal geht es um Menschenrechte: um das Menschenrecht auf Überleben. Um den Kampf gegen das Regime in Birma, damit dieses ausländische Hilfe zulässt.

Die neuerdings auch twitternde Diakonie Katastrophenhilfe hat gestern 50.000 Euro Soforthilfe bereit gestellt (aber seltsamerweise in der Twitter-Nachricht nicht zu Spenden aufgerufen). Das Bündnis ‚Entwicklung hilft‘ ist inzwischen ebenso tätig geworden. Doch noch viel mehr ist nötig und jedeR kann dazu beitragen. Ob online oder offline: eine Reaktion ist nötig – insbesondere auch um den Menschen vor Ort Solidarität zu signalisieren. Im Kampf gegen die Katastrophe und gegen die Diktatur.

Online Spenden kann man u.a. bei Brot für die Welt.

Kurzer Einwurf: Kampagnenspots

Ich war gestern abend im Kino und im Rahmen der Werbung liefen hintereinander jeweils ein Spot von Greenpeace und einer von der Zukunft Kino Marketing GmbH. Beides sind im Endeffekt Imagespots, der von Greenpeace wirbt mithin für die generelle Unterstützung der Organisation, der von Zukunft Kino dafür, dass das Kino auch weiterhin der Ort sein solle, wo Filme angeschaut werden (entsprechend dem Slogan ‚Kino – dafür werden Filme gemacht‘).

Betrachten wir zunächst den Spot von Zukunft Kino Marketing:

Die Idee für den Spot gefällt mir gut, auch die Umsetzung folgt klar den Ansätzen des viralen Marketings. Mit einem pseudo-echten Reporter, der im TV-Stil ein Skandal nach dem anderen aufdeckt. Dann wird auch die URL zur Kampagne (filmbefreier.de) eingeblendet. So weit eigentlich alles richtig gemacht: Interesse geschaffen, man hat kurz gegrinst, auf den Weg zu weiteren Informationen hingewiesen (via URL), doch dann scheint es als hätte sich die konservative Marketingabteilung gegen die Agentur durchgesetzt. Der Reporter wird zum Moralapostel (‚…gehen Sie ins Kino!‘) und die Message wird als Einspieler noch einmal hinterher geschleudert. Hier wäre weniger mehr gewesen: nur die Nennung der URL hätte mich sicher dazu verführt mir anzuschauen wofür der Spot ist (auch wenn man es ahnen konnte), so war die Auflösung eher ermüdend. Ich habe es als vertane Chance wahrgenommen.

Ganz anders Greenpeace in ihrem Spot vom Ende des letzten Jahres:

Ein kurzer, klarer Spot, der einen trotzdem mitfiebern und mitleiden lässt und der nicht moralisierend zum Engagement aufruft – und zwar gerade auch die, die eher vom Fernsehsessel aus ‚aktiv‘ werden wollen. Gefreut hat mich auch, dass der Spot von Studenten Filmakademie Baden-Württemberg gemacht worden ist. Tolle Leistung! (via werbeblogger).

Aber zum Schluss bleibt dennoch eine kritische Frage: was bleibt hängen? Greenpeace nennt zum Beispiel im Spot noch nicht einmal mehr seine Internetadresse. Viel schlimmer ist es, wenn man dann auf Greenpeace.de versucht diesen Werbespot wieder zu finden. Mir ist das nicht gelungen. Es findet also keine Anschlussleistung statt, was schade ist.

Das geht bei filmbefreier.de viel schneller: der Spot (und weitere) sind schnell gefunden. Doch die Spots lassen sich weder einbinden noch verlinken. Das widerspricht in erschreckender Weise dem Ansatz des viralen Marketings. Ich musste daher sowohl den Greenpeace als auch den filmbefreier-Spot erst über youtube suchen, um sie hier einzubauen. Wieder eine vergebene Möglichkeit.

Sichtschutz Moskitonetz?

buttonAm 25. April war Welt-Malaria-Tag. Das war im Prinzip nicht zu übersehen überlesen. Eine kurze Suche liefert Artikel in den Online-Ausgaben von taz, Focus, Die Welt, Das Parlament usw. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon schrieb in der FR. Selbst die Pharma-Industrie wurde aktiv. Und entwicklungspolitische Organisationen und Kampagnen? In Berlin war die zentrale Aktionen mit menschlichen Moskitonetzen angekündigt, in Köln und Nürnberg gab es Info-Stände. Und das alles unter dem frischen Motto „Mach die Mücke!“ Klingt vielversprechend. Da sind sicher tolle Bilder von forschen Kampagnenaktionen entstanden. Mal schauen.

In Berlin am Potsdamer Platz sollte ein menschliche Moskitonetz entstehen, Jahrmarktbuden mit den Aktionen „Stich zurück“ und „Hau die Anopheles-Mücke“ Jugendliche anlocken. Fußballer von Hertha BSC waren involviert, auch Entwicklungsministerin Wiezcorek-Zeul soll da gewesen sein. Organisiert wurde die Aktion vom Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), als Mitgliedern der Europäischen Allianz gegen Malaria, der Kampagne MalariaNoMore Deutschland sowie action medeor als Träger der Kampagne Stop Malaria Now.

Ein junger Arzt mit Malaria-Patientin (Foto: action medeor/ Birgit Betzelt)Ich zähle drei Organisationen, drei Kampagnen, einen Promi, eine Bundesministerin – und bin enttäuscht. Hat die Aktion wirklich stattgefunden? Drei Tage später finde ich im Netz nichts darüber. Kein Video bei youtube.com oder myvideo.de, kein Bild auf flickr.com. Die Webseiten der Organisationen illustrieren ihre Ankündigungen mit Bilder aus Projekten in Entwicklungsländern. Der Nachrichtenwert ist jetzt gleich Null. Enttäuschendes Urteil: Hier wurden Chancen vertan.

Kurz notiert (26.04.2008)

Immer mehr NGOs nutzen in diesen Tagen Videos um ihre Botschaften gezielt oder viral zu verbreiten. Zwei Videos haben in der vergangenen Wochen für besonders viel Aufmerksamkeit gesorgt. Das erste kommt von amnesty international und Teil einer Kampagne gegen Menschenrechtsverletzungen im „Kampf gegen den Terror“. Er behandelt die Foltermethode des sogenannten Waterboarding. Der Film ist äusserst drastisch und umso muss man ai für den Mut gratulieren diesen Spot auch in britischen Kinos zu zeigen:

Auch Greenpeace verwendet Schockbilder in ihrem neuesten Spot, der den Schutz des Regenwaldes in Indonesien zum Thema hat. Doch die Bilder sind ganz anders verpackt und rufen damit eine andere Emotionalisierung beim Zuschauer hervor. Zudem prangert Greenpeace direkt die Marke einer Firma an: Dove von Unilever. Hintergrund: laut Greenpeace kauft Unilever für die Kosmetikserie von Dove Palmöl bei Lieferanten ein, die den indonesischen Regenwald zerstören. (via: textdepot)

Allen, die sich mit der Frage “Wie kann man das Web 2.0 für eine bessere Welt einsetzen?” interessieren, sei am 7. Mai in Berlin ein Treffen mit dem gleichen Namen empfohlen. Organisiert wird die Veranstaltung von 3plusX, einem interdisziplinären Netzwerk für Berufstätige, welches sich mit Themen rund um die nachhaltige Entwicklung befasst. Weitere Informationen dazu finden sich bei helpedia. Eine Konferenz, die sich am Rande mit einer ähnlichen Fragestellung beschäftigte war ‚Politics: Web 2.0‘, die in der letzten Woche in London stattgefunden hat. Bei politik-digital gibt es einen Bericht von der Konferenz. Leider lässt sich ein Ankommen deutscher Politik und Parteien im Web 2.0 weiterhin kaum feststellen. Dies beweist u.a. auch dieser interessante (und teilweise fast süffisante) Artikel aus der Süddeutschen Zeitung: ‚Ortsverein statt Bloggen‘.

Als Ergänzung zu unserer Übersicht entwicklungspolitischer Blogs sei unbedingt noch die Seite reset.to erwähnt. Ziel der gemeinnützigen Stiftungsgesellschaft RESET ist es, das Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung zu schärfen und Spenden (Geld, Zeit und Sachmittel) möglichst effizient einzusetzen. Der Ansatz ist auf deren Homepage sehr interessant umgesetzt und der dazugehörige Blog liefert spannende, wenn auch teilweise sehr knappe, Neuigkeiten aus diesem politischen Umfeld.

Entwicklungspolitische Bloggerwüste

Als mich heute morgen meine Kollegin fragte, welchen (deutschsprachigen) Blog ich ihr empfehlen könnte, in dem über aktuelle entwicklungspolitische Themen geschrieben wird und mir als Antwort spontan „Keinen“ einfiel, wußte ich, dass ich diesen Artikel schreiben muss. Hier also das Ergebnis der Recherchen über den Einsatz von Techniken wie Blogs, RSS-Feeds und Newsletter bei entwicklungspolitische Kampagnen und Organisationen.

Wikipedia vergleicht Blogs mit einem öffentlich einsehbaren Tagebuch oder Journal. Es sei ein „einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens“ und sieht Blogging als Möglichkeit zur Schaffung von Gegenöffentlichkeit. In diesem Sinne sind Blogs also ideal geeignet, um die Arbeit von entwicklungspolitischen NGOs und Kampagnen darzustellen, die in den traditionellen Medien generell eher als Randthema auftauchen – sieht man von Zeiten schwerer Naturkatastrophen ab. Doch wer nutzt diese Technik und wie?

Nachrichtenportale und Meinungsseiten

Entwicklungspolitik Online (epo) dürfte wohl das bekannteste Nachrichtenportal der Branche sein. Es einen Dinosaurier zu nennen wäre despektierlich. Sämtliche Pressemeldungen von NGOs aber auch von staatlichen Stellen werden (leicht redaktionell bearbeitet) veröffentlicht (Technorati-Rang 854.202).

Die neue Generation sieht anders aus: Ganz jung (seit Dezember 2007, offiziell noch in der Beta-Phase), ganz modern in Design und Technik ist das Projekt Helpedia. Entstanden aus einer Initiative studentischer Unternehmensgründer wollen die Macher ein deutschlandweites Verzeichnisses gemeinnütziger Organisationen aufbauen, inkl. Veranstaltungskalender, Sachspendenplattform und „Engagementbörse“. Ausgestattet ist es mit allen Raffinessen die unter „Web 2.0“ subsummiert werden. Inhaltlich nicht ausschließlich entwicklungspolitisch angelegt, liest man im Helpedia-Blog (Technorati-Rang: 516.960) auch Meldungen aus dem Bereich Web2.0-Aktivismus und Transparenz im gemeinnützigen Sektor. Weiter so!

„Nachrichten rund ums Engagement“: Socialtimes bringt es schon in der Unterzeile auf den Punkt. Um die Verbindung von Journalismus und bürgerschaftlichem Engagement zu schaffen, arbeitet das Nachrichtenportal mit zwei Farben. Sie zeigen an, ob es sich um redaktionelle Beiträge oder die Meinungen von Einzelorganisationen handelt. Im Übrigen bringt es Helpedia auf den Punkt, die über das von der Sozial-AG betriebene Portal schreibt: „Zwar selten tiefgründig und niemals kritisch (zumindest gegenüber den Organisationen), aber zweifelsfrei der momentan umfassendste Überblick, was es Neues im gemeinnützigen Sektor gibt.“

Der Blog „Baustellen und Globalisierung“ von Rainer Falk (Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwickung) und Barbara Unmüßig (Heinrich-Böll-Stiftung) ist erst seit rund einem Jahr online. Er hat sich in dieser Zeit zu einem wichtigen Orientierungspunkt in der entwicklungspolitischen Debatte etabliert, der über aktuelle internationale Entwicklungen informiert und sich nicht scheut, diese kritisch einzuordnen. Schwerpunkte sind Finanzmärkte und die Internationalen Finanzinstitutionen IWF/ Weltbank, wie die Zahl der vergebenen Labels zeigt (Technorati-Rang 1.405.604).

Blogs von Kampagnen und Bündnissen

Eher als Nachrichtenportal für die Themen Millenniumsentwicklungsziele, Entwicklungsfinanzierung und G8 ist der Kampagnenblog von „Deine Stimme gegen Armut“ zu sehen. Selten pointiert kommentierend dafür mit einem Mix aus politischen Nachrichten, Berichten über Aktivitäten von prominenten Afrika-Aktivisten wie Bono und Bob Geldof, eigenen Kampagneninfos und denen von thematisch nahestehenden Kampagnen ist dieser Blog nicht nur einer der dienstältesten in der Kampagnen-Branche (seit Februar 2007) sondern auch einer der aktuellsten und am häufigsten gefütterte (Technorati-Rang 224.572).

Fachlich hochwertige Beiträge zum Thema „Internationale Schulden“ bietet der Kampagnenblog des Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de. Auch über Kampagnenaktivitäten wird informiert, besonders interessant: die täglichen Berichte von Jürgen Kaiser aus Ecuador, wo er im Februar als Mitglied einer Regierungskommissions die Legitimität der Auslandsschulden des südamerikanischen Landes beurteilte. Erst seit Dezember 2007 ist der grafisch schlicht gehaltene Blog so richtig in Fahrt gekommen (Technorati-Rang 2.461.872).

Die noch recht junge „Klima-Allianz“ von Organisationen aus dem entwicklungs- und umweltpolitischen Bereich hat gleich die ganze Webseite auf WordPress aufgebaut, schafft es aber, dass sie überhaupt nicht nach Blog aussieht (RSS-Feed für alle Neuigkeiten). Da sich die Webseite ständig weiterentwickelt ist hier noch mit einigen wegweisenden Features zu rechnen.

Andere Kampagnen und Netzwerke (die bekanntesten: Bildungskampagne, Aktionsbündnis gegen Aids, StopEPA, EPA2007, Kampagne für Saubere Kleidung, CorA Netzwerk für Unternehmensverantwortung, Aktionsbündnis Landmine (sehr umfangreiche und aktuelle Nachrichtenseite rund um Landminen und andere Waffen), BUKO Pharmakampagne, Gemeinsam für Afrika) vertun die Chancen schneller Kommunikation, die mit Blogs und News-Feeds gegeben sind. Sporadisch gefütterte News-Rubriken und E-Mail-Newsletter sind die einzigen Wege über aktuelle Aktivitäten informiert zu werden (Übrigens: eine gute Übersicht aktueller und jüngst abgeschlossener Kampagnen gibt’s beim Portal Globales Lernen)

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Kurz notiert (16.04.2008)

Utopia – das Internetportal für den strategischen Konsum – sorgt mit einer Kampagne für den Wechsel zu einem Ökostromanbieter für reichlich Wirbel. Die Seite hatte im Rahmen der Kampagne ein Ökostrom-Spiel unter dem Titel „Wechseln mit Wolfgang“ mit einem Bild des ehemaligen Arbeitsministers und jetztigen RWE-Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Clement versehen. Selbiger fand dies offenbar nicht so witzig und liess durch seine Anwälte eine Abmahnung an Utopia schicken. Angegebene Streitsumme: 400.000 Euro. Herr Clement scheint leider weder Spaß zu verstehen noch die Folgen in Betracht zu ziehen: mehr Publicity für Utopia und damit mehr Ökostrom-Kunden, die im Rahmen der Kampagne wechseln werden.

Wer derweil bei seinen täglichen Recherchen im Internet etwas gutes tun will, dem sei die neue Ökosuchmaschine Ecocho ans Herz gelegt. Die Betreiber versprechen, dass sie zwei Bäume für jeweils 1000 Anfragen pflanzen werden – finanziert durch Werbung. Echocho bietet die Suche über Google oder Yahoo an, nutzt also keine eigene Technologie.

In diversen Blogs wurde in den letzten Wochen schon viel über die Idee eines SocialCamps diskutiert. Nun wird es tatsächlich stattfinden. Unter der noch etwas diffusen Beschreibung „60 Online-ExpertenInnen und 60 VertreterInnen gemeinnütziger Organisationen entwickeln zusammen neue Lösungen für eine bessere Welt“ sollen die Beiteiligten am 14. und 15. Juni 2008 im selfHUB in Berlin-Kreuzberg zusammentreffen. Eine erste Registrierung ist bei mixxt möglich. Regelmässige Updates werden auch bei Helpedia veröffentlicht.

Kampagne gegen japanischen Walfang erfolgreich

Die Frage, ob eine Kampagne erfolgreich war oder nicht, ist häufig umstritten. Die meist hochgesteckten Ziele der Kampagnenmanager selbst, werden nur in den seltensten Fällen erreicht (Dauerbeispiel Brent Spar). Der Erfolg muss mithin auch an anderen Faktoren abgelesen werden: die Wahrnehmung in den Medien, die Mobilisierung eigener Unterstützer, die Gewinnung neuer Interessenten und die zumindest teilweise Erreichung des Kampagnenziels.

Seit Jahren kämpfen diverse Umweltschutzorganisationen gegen den Walkampf durch die japanische Walfangflotte. In diesem Jahr ist es ihnen gelungen den Fangerfolg der Japaner deutlich einzugrenzen. Nur ca. 40 Prozent der geplanten Quote wurde gefangen. Ein Erfolg für die beiden federführenden Organisationen Sea Shepard und Greenpeace?

Deren ursprüngliches Kampagnenziel ist die Verhinderung des kompletten Walfangs. Dies ist nicht gelungen. Doch die Erfolgsquote ist gewaltig: 60 Prozent weniger Wale wurden gefangen, zudem kommt auf Grund dieser Meldung (die übrigens vom japanischen Amt für Fischerei selbst herausgegegeben wurde) ein gewaltiges Medienecho. Weiterlesen