Fundraising via Campaigning: Wie deine Kampagne zum Spenden-Erfolg wird

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat dieses Jahr den Deutschen Fundraising-Preis in der Sparte Digitales/Crossmedia für seine Kampagne „Gemeinsam gegen Glyphosat“ erhalten. Durch eine enge Online-Kommunikation innerhalb der Kampagne, gut orchechestrierte Protestaktionen und Pressearbeit gelang es dem BUND-Team, seine Unterstützerinnen so zu aktivieren, dass sich am Ende über das Online- Fundraising die gesamten Kampagne re-finanzierte.

Wie haben sie das geschafft? Fünf Fragen an Claudia Klein-Hitpaß, Online-Fundraiserin beim BUND

Was verstehst du unter „Fundraising via Campaigning“?

Claudia Klein-Hitpaß: Für politische Ziele Spenden zu akquirieren ist oft mühsam. Wir retten kein Leben, das akut in Gefahr ist, die Themen sind oft langfristig und komplex. Fundraising via Campaigning bedeutet für uns beim BUND, dass wir die Menschen in einer Kampagne einbinden und ihnen Möglichkeiten bieten möchten, aktiv zu werden und sich zu beteiligen. Dann können wir auch komplexe Themen vermitteln und für unsere politischen Ziele überzeugen. Denn wer überzeugt ist und sieht, dass mit seinem Geld etwas Sinnvolles geschieht, wird eher spenden.

 

Was hat der BUND mit der Glyphosat-Kampagne anders gemacht als sonst? Wie habt ihr das Konzept umgesetzt?

Die Glyphosat-Kampagne war die erste Kampagne des 2016 neu gegründeten Kampagnenteams des BUND. Unser Team ist interdisziplinär besetzt und bringt verschiedene Fachkompetenzen zusammen. Als Fundraiserin bin ich hier viel stärker in inhaltliche und strategische Planungen eingebunden als dies zuvor beim politischen Fundraising beim BUND der Fall war. Das bringt die Chance, fürs Fundraising wichtige Aspekte wie Dringlichkeit, Glaubwürdigkeit, Betroffenheit/Relevanz für die SpenderInnen gleich mitzudenken.

Wir haben zudem die Online-Kommunikation mit unserem UnterstützerInnen der Kampagne stark ausgebaut: Das Unterzeichnen unserer Online-Petition war der erste Schritt für UnterstützerInnen in unsere Kampagne. Sie erhielten anschließend mindestens wöchentlich, zu Hochphasen sogar öfter, Updates und Mitmachangebote – angefangen mit niedrigschwelligen Angeboten, also z.B. einen Facebook-Post zu teilen, bis zu hochschwelligen Angeboten, wie zu Aktionen vor dem Landwirtschaftsministerium zu kommen. Wir waren mit zahlreichen Protestaktionen auf der Straße unterwegs, unsere Fachexpertin hat mehr als 15 Interviews in kürzester Zeit gegeben. Das alles hat unsere Glaubwürdigkeit und Expertise zum Thema Glyphosat erhöht. Und das hat sich auch fürs Fundraising ausgezahlt.

Die Menschen, die wir um Spenden gebeten haben, hatten zuvor also schon bei unseren Online-Aktionen oder Unterschriftensammlungen mitgemacht. Auch konnten wir eine schöne Spendengalerie anbieten („Ihr Name in unserer Anzeige“), die persönliche Betroffenheit verdeutlichen („Glyphosat ist in unseren Lebensmitteln zu finden und wahrscheinlich krebserzeugend“) und eine Dringlichkeit aufzeigen („nächste Woche fällt die Entscheidung“).

 

Was hat es gebracht?

Wir haben es geschafft, die gesamten Sachkosten der Kampagne zu finanzieren. Wir könnten durch die Spendeneinnahmen eine ganzseitige Anzeige in der Pfingstausgabe der Süddeutschen Zeitung schalten. Wir sind sicher, dass Landwirtschaftsminister Schmidt daran nicht vorbei sehen konnte. Unser politisches Ziel haben wir erreicht: Deutschland hat sich bei der EU-Abstimmung zu Glyphosat enthalten und damit das gesamte Wiederzulassungsverfahren für den Pflanzenvernichter ins Wanken gebracht. Auch wenn in großen politischen Prozessen nicht wirklich zu ermitteln ist, warum dies letztlich eingetreten ist, haben wir womöglich wir einen Teil dazu beigetragen.

 

Was hast du während der Kampagne gelernt und was würdest du beim nächsten Mal besser machen?

Wir haben von uns selbst und von unseren KollegInnen ganz schon viel gefordert. Bei aller Agilität und Flexibilität während einer Kampagne ist es doch wichtig, dass alle aufeinander und auf sich selbst achten, damit die Belastung nicht zu groß wird. Vermutlich erfordert es stets eine gute Abwägung und den Mut, was wegzulassen oder den Mut, etwas nicht 100%-ig perfekt durchzuführen, wenn wir den Anspruch haben, möglichst aktuell auf die Geschehnisse zu reagieren.

 

Was würdest du anderen Campaignern/ Fundraisern für ihre nächste Kampagne empfehlen?

Habt keine Angst, mehr E-Mails an aktive UnterstützerInnen zu versenden! Wenn der Inhalt relevant ist, werden auch mehrere E-Mails pro Woche nicht als Spam angesehen. Dies erhöht sogar die Aktivität der UnterstützerInnen. Es ist aber auch wichtig, gut zu segmentieren, sprich: nicht jede E-Mail an den ganzen Verteiler zu senden.

Außerdem: Vergesst die älteren UnterstützerInnen nicht. Unsere Online-Angebote sollten für ältere Menschen sichtbar und annehmbar sein, denn sie sind die treuen Spender. Wie alt sind also die SpenderInnen meiner Organisation? Es lohnt sich, hier mal genau hinzuschauen. Zum Beispiel mit einer Analyse der Vornamen, wenn keine Geburtsdaten vorhanden sind.

Ansonsten ist jede Kampagne anders und bietet viele kreative Möglichkeiten, da wünsche ich allen KollegInnen viel Spaß und Erfolg beim Entwickeln und Umsetzen.

Claudia Klein-Hitpaß ist seit mehr als zehn Jahren im Fundraising unterwegs, für verschiedene Organisationen – zum Schutz der Umwelt, der Orang-Utans, für Flüchtlinge, für Kinder und seit März 2016 für den BUND im neu gegründeten Kampagnenteam.