Während weltweit die NGO-Szene darüber diskutiert, was sie von „Kony 2012“ lernen können, ist die entwicklungspolitische Lobbyorganisation ONE Deutschland mit einer neuartigen Kampagnenidee an den Start gegangen. Bei „ONE Call“ können Unterstützer die Telefonnummern ihrer Freunde eingeben und so dafür sorgen, dass Prominente bei ihnen anrufen.
Wer mitmachen will trägt sich mit seiner E-Mail-Adresse ein (warum eigentlich?), kann im zweiten Schritt die E-Mail-Adressen und Telefonnummern von Freunden eingeben und auswählen, ob Culcha Candela, Benno Fürmann, Bob Geldof, Cherno Jobatey oder Katja Riemann anrufen. Die Freunde erhalten eine Mail, klicken auf einen Link und bekommen ein Video der Promis zu sehen. Am Ende des Clips klingelt das eigene Telefon und Benno, Katja oder Bob sind dran.
Die Aktion findet vor dem Hintergrund der anstehenden Aufstellung des Bundeshaushalts 2013 statt, bei dem laut ONE die „letzte Chance“ dieser Regierung besteht, die Entwicklungshilfeversprechen bis 2015 zu erfüllen. Unabhängig davon, wie plausibel das politisch ist, scheint das Ziel von „ONE Call“ auch weniger die politische Aktion zu sein als eher die Bewusstseinsbildung, denn man hört hin, und vor allem der Aufbau des ONE-Verteilers. Das ist grundsätzlich legitim.
Jüngst standen Smartphone-Apps in der Kritik, die ohne zu fragen, lokal gespeicherte Kontaktdaten von Dritten abriefen. Auch Facebook hatte wegen des E-Mail-Adressabgleichs beim Freundefinder Ärger. „ONE Call“ dürfte auf für Datenschutz sensibilisierte Nutzer treffen, die der Hinweis im Impressum von“ONE Call“ nicht unbedingt beruhigt: ONEs Rechtsform, heißt es da, ist eine „Non-profit Corporation nach dem Recht von Washington DC, USA“, registriert beim Department of Consumer and Regulatory Affairs, Business Licence Center.
Was haltet ihr von der „ONE Call“-Kampagne? Sollen NGOs ihre Unterstützer um Telefonnummern von Freunden bitten?