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Demonstration

Demo-Berichterstattung: der Praxis-Test

Im November letzten Jahres fand der erste G20-Gipfel in Washington statt. Damals kritisierten wir, dass vom Protest aus Anlass des Gipfels wenig zu lesen bzw. zu sehen war (siehe unser Blogeintrag vom 18.11.2008). In wenigen Tagen, genauer gesagt am 2.4.2009, findet nun der zweite G20-Gipfel statt. Wieder ist das Thema die Weltfinanzkrise und wieder regt sich Protest. Zahlreiche NGOs aus ganz Europa hatten bereits am vergangenen Samstag (28. März) aus diesem Anlass zu einem Aktionstag aufgerufen. Und tatsächlich gab es zahlreiche Demos in vielen europäischen Großstädten. Auch in Berlin und Frankfurt/M. gingen Zehntausende auf die Straße.

Die Hauptdemonstration fand jedoch am Ort des G20-Gipfels, also in London, statt. Wir von kampagne20.de waren dabei und haben einmal selbst getestet wie aufwändig oder schwierig es eigentlich ist, eine derartige Veranstaltung schnell und trotzdem angemessen zu begleiten und zu dokumentieren (und nebenbei auch noch zu demonstrieren). Hier unser kleiner Erfahrungsbericht:

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„Hat jemand die Demo gesehen?“ oder warum Protest unsichtbar bleibt

Am vergangenen Wochenende hat in Washington der G20-Finanzgipfel stattgefunden. Normalerweise sind Gipfel dieser Art, die viele Staats- und Regierungschefs zusammenbringen und auf denen über die Finanzarchitektur der Welt diskutiert wird, immer auch ein Anlaufpunkt für Demonstrationen. Die vergangenen G8-Gipfel waren immer auch gezeichnet vom Protest. Doch schaut man rückblickend auf das vergangene Wochenende, wird auffallen, dass in nahezu keinem Medium auch nur einmal das Wort von Protest oder Demonstration zu finden ist. Gab es keinen?

Doch es gab – aber, und das ist gleich vorweg zu stellen, er war klein. Es gab keine Tausenden auf den Straßen in Washington, eher ein paar Hundert. Dennoch sind auch die nicht aufgefallen. Auch die Proteste in den Hauptstädten anderer Länder waren kein Thema, nicht mal attac brachte es mit seinen Aktionen in Deutschland in die hiesige Presselandschaft. Weiterlesen

Socialbar, die 3.

Am vergangenen Dienstag fand in Berlin die dritte Socialbar statt (siehe unseren vorherigen Beitrag). Auch dieses Mal trafen sich wieder Mitarbeiter von NGOs, Web2.0-Verrückte und Interessenten im taz-Cafe, um über die Verknüpfung von sozialen Intiativen und Internet zu diskutieren. Vor dem Socialising (bzw. für viele vor den Wahlpartys) gab es drei kurze Vorträge.

Als erstes sprach Ricardo Cristof Remmert-Fontes vom AK Vorratsdatenspeicherung und berichtete von seinen Erfahrungen bei der Organisation der Demonstration “Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn”. An selbiger hatten in Berlin kürzlich rund 50.000 Menschen teilgenommen. Doch Ricardo führte diesen Erfolg hauptsächlich auf die klassische Ansprache zurück: Poster, Werbesports im U-Bahnfernsehen und Aufkleber hätten zu großer Verbreitung geführt. Allenfalls (elektronische) Newsletter von den Organisationen, die im Arbeitskreis vertreten sind, hätten zu großer Verbreitung geführt. Eine gewisse Aufmerksamkeit sprach er auch den einmgesetzten Page Peel-Banner (zu sehen z.B. bei dataloo rechts oben) zu, die viele Webmaster auf ihre Seiten eingebunden haben. Offen liess Ricardo, ob ein geplantes youtube-Video vielleicht noch für zusätzliche Mobilisierung oder zumindest Beachtung gesorgt hätte. Er warnte jedenfalls davor die Möglichkeiten zur Mobilisierung von Demonstrationen über das Internet überzubewerten. Er sieht das Internet vor allem als Ergänzung zu den bekannten Maßnahmen. Auch wenn ich ihm im Grundsatz Recht gebe, glaube ich durchaus, daß die häufige Präsenz der auffälligen Stasi2.0 Banner auf vielen Websites durchaus ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben.

Als nächstes berichtete Joep van Delft von creative acts von Möglichkeiten das Internet für die Generierung von Aufmerksamkeit zu nutzen – und zwar durch kreative Aktionen wie AdBusting, Online-Demos oder Googlebombs (mehr dazu in seiner Präsentation). Zudem verwies er auf die Möglichkeiten der Vernetzung und der Mobilisierung von Offline-Veranstaltungen, wie z.B. Flashmobs. Joeps Vortrag war sehr inspirierend, dürfte aber wohl nur für die wenigsten NGOs in Betracht kommen. Unter anderem auch auf Grund der teilweise rechtlichen Grauzone, die diese Form des Aktionismus mit sich bringt.

Zum Abschluss erklärte Jan Michael Ihl warum heutzutage eigentlich jede NGO den Microblogging-Dienst twitter nutzen sollte. Seine drei Thesen:

  • 1. Twitter gehört ab morgen zum Standard-Repertoire jeder erfolgreichen Kampagne – nach dem Vorbild Barack Obamas.
  • 2. Twitter ist als Feedback-Kanal noch viel interessanter denn als reiner Micro-News-Kanal. Faktoren: Niedrigschwelligkeit & Öffentlichkeit.
  • 3. Twitter ist keine Plattform für die Ewigkeit, aber auf jeden Fall fürs Jetzt. Deshalb: sollten NGOs und Initiativen besser _jetzt_ Twitter einsetzen, als zu zögern. Voraussetzung für Erfolg: richtiger Ton, Witz, Offenheit.

Wir hatten bereits im April den Einsatz von twitter bei NGOs diskutiert (siehe den Beitrag hier). Seitdem hat sich vorallem eines verändert: die Nutzerzahlen bei twitter sind massiv gestiegen und gerade die Kampagnen der US-Wahl haben dieses Instrument erfolgreich eingesetzt. Somit gebe ich Jan Recht: twitter ist in der Tat eine große Chance neue Nutzergruppen schnell zu erreichen – aber gerade in Deutschland sind diese Nutzerzahlen gering. Dafür aber Meinungsstark, denn häufig handelt es sich um Blogger, Journalisten oder Netzwerker, die über große Multiplikationskanäle verfügen. Zudem steht hier Kommunikationskanal zur Verfügung, der die Chance auf Schnelligkeit und Transparenz bietet. Für viele NGOs kann dies nur von Vorteil sein.

Einen weiteren Bericht (mit Fotos) zur Socialbar findet sich bei den Blogpiloten.