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Strategie

Aktivisten von "Deine Stimme gegen Armut" protestieren 2010 am Potsdamer Platz in Berlin (Foto: Die.Projektoren/ Jörg Farys)

Bildet Banden! Die besten Unterstützer finden und organisieren

Nein, das ist kein Aufruf zum militanten Protest. Das ist ein Aufruf an NGOs, sich mehr um ihre Unterstützer zu kümmern anstatt primär auf die Like-Zahlen von Facebook-Posts zu schielen. Für die Kampagnenmobilisierung ist die Pflege von Beziehungen zu engagierten Aktivisten effektiver als allein der Aufbau einer zahlenmäßig großen Twitter-Followerschaft. Social Media Manager sollten sich weniger Gedanken um den Post machen sondern mehr über diejenigen, die ihn sehen bzw. lesen. Sie sollten sich als  Community Manager oder noch besser „Community Mobilizer“ verstehen. Wir geben Tipps, wie man Super-Unterstützer in sozialen Netzwerken identifiziert, organisiert und die Beziehung zu ihnen stärkt.

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140 Zeichen können wirken – Twitter für NGOs und Kampagnen

Im Rahmen der Konferenz re:campaign habe ich einen Workshop zum Thema „Twitter und NGO-Kampagnen“ gehalten. Die Präsentation will ich nicht vorenthalten. Darin geht es nicht um eine Einführung in Twitter, sondern um konzeptionelle Überlegungen für den Einsatz von Twitter in NGOs und für Kampagnen, garniert mit anschaulichen Beispielen und diversen Links zu Twitter-Tools und weiterführenden Artikeln. Ich freue mich auf Kommentare und Ergänzungen.

Die perfekte Mitmachaktion: Konzeption von NGO-Kampagnen

Ein großes NGO-Bündnis plant derzeit eine Kampagne und hatte mich gebeten, einen Input zum Thema „Mitmachaktion“ zu geben. Ich habe die Gelegenheit genutzt, ein paar Gedanken bzw. Kriterien zur Konzeption zu Folie zu bringen, die ich gerne zur Diskussion stellen will.

Dabei ist mir einmal mehr aufgefallen, wie wichtig eine saubere Konzeption im Vorfeld ist: Was will ich politisch erreichen? Was will ich von den Unterstützern? Und vor allem: Was wollen die Unterstützer? Unter welchen Umständen beteiligen sie sich an meinen Aktionen? Inspiriert hatte mich dabei der Vortrag von Julius van der Laar, der bei der letzten Socialbar in Berlin darüber sprach, dass Menschen, dann aktiv werden, wenn es a) eine Krise, einen Konflikt gibt, wenn sie b) merken, dass es eine historische Chance für Veränderung besteht (Timing/ Window of Opportunity) und c) deutlich wird, dass sie mit ihrem Engagement etwas verändern können.

Unerlässlich ist bei der Konzeption auch das Verlassen bekannter Pfade. NGOs denken häufig viel zu starr in ihrer eigenen Logik. Die ist jedoch in den seltensten Fällen die Denkweise des Otto-Normalbürgers. Organisationen dürfen nicht versuchen, den Unterstützern ihre eigene richtige und auch wichtige NGO-Wahrheit aufzudrücken. Diese ist häufig zu komplex, zu fachspezifisch und deshalb nur zu häufig „unsexy“ für Engagement. NGOs müssen lernen, sich in die Realitäten und das Wissen der Unterstützer hineinzuversetzen, ihren Humor und ihr Gefühl von Un-/Gerechtigkeit verstehen. Denn schließlich sollen mit den Kampagnen nicht Gläubige bekehrt, sondern breit getragene gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt werden.

Wird das überzeugend kommuniziert und eine schlüssige Aktion angeboten, ist das die halbe Miete. Der Rest ist Handwerk. Ein paar Tipps:

  • Berichtet regelmäßig über Aktionen, erzählt Geschichten, zeigt Menschen in Aktion. Das nimmt die Scheu, selbst aktiv zu werden und motiviert. Für solche Updates eignen sich ein Blog, Facebook-Fanseiten oder Twitter. Denkt in Bildern, visualisiert Engagement.
  • Zeigt Kampagnenfortschritt, zum Beispiel durch Unterschriftenzähler; kommuniziert ggf. ein Ziel und den Stand der Erreichung. Auch das motiviert.
  • Macht Euch vorab Gedanken über Werbemaßnahmen (kostspielig) oder setzt auf den viralen Effekt – dafür muss die Aktion pfiffig sein.
  • Plant in Phasen und sorgt für eine „Eskalation“ zum Kampagnenhöhepunkt.

Socialcamp09 bittet zur Anmeldung

Im letzten Jahr fand in Berlin das erste Socialcamp statt (siehe unseren Bericht). Die Idee dahinter ist Mitarbeiter von NGOs mit erfahrenen Online-Experten zusammenzubringen. Dabei soll ein Austausch über die Erfordernisse und Möglichkeiten der (Online-)Kommunikationsstrategie von NGOs erfolgen. Folgende Fragen sollen dabei u.a. diskutiert werden: Welche Entwicklungen im Internet sind für die Arbeit von NGO von Interesse? Wie können NGO erfolgreich im Internet agieren? Welche Veränderungen bringt das Internet für die strategische Ausrichtung von NGO mit sich?

Beim ersten Socialcamp fanden sich damals viele Online-Experten ein, aber leider wenig NGO-Vertreter. Es wäre mehr als nur wünschenswert, wenn sich dies beim zweiten Mal ändern würde. NGOs sollten das Socialcamp als Chance verstehen sich auf dem (möglicherweise) unübersichtlichen Terrain der Onlinemöglichkeiten und dem Web2.0 einen Überblick zu verschaffen, Experten kennenzulernen und praktische Tipps zu erhalten. Ein Ausprobieren vieler spannender Tools ist meist ebenfalls vor Ort möglich. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle auch nochmal an die Organisatoren appellieren NGOs vielleicht noch direkter anzusprechen und einzuladen. Nur wenn beide ‚Seiten‘ gleichmässig stark vertreten sind, wird das Socialcamp einen wirklichen Mehrwert für alle TeilnehmerInnen schaffen.

Das Socialcamp09 findet am 3. und 4. Oktober im SelfHub in Berlin-Kreuzberg statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine aktive Mitarbeit wird erwartet. Speisen und Getränke sind meist gegen einen Kostenbeitrag erhältlich. Die Anmeldung erfolgt über socialcamp-berlin.de – eine schnelle Anmeldung sollte auf Grund der begrenzten Plätze erfolgen. Für Vertreter von NGOs gibt es zusätzliche Teilnehmerplätze. Wir wünschen viel Spaß und ein erfolgreiches Wochenende!

Barack Obamas Kampagne und was NGOs daraus lernen können

Die Wahlkampagne des demokratischen US-Präsident- schaftskandidaten (und nun kommenden Präsidenten) Barack Obama zeigt einige Tendenzen auf, die auch für Nichtregierungs- organisationen von Bedeutung sind. Dieser Blogpost blickt ein wenig hinter die Mechanismen der Obama-Kampagne.

Nach seinem Wahlsieg ist die Kampagne Obamas in vielen traditionellen Medien (aber auch Blogs) als ’neu‘, ‚ganz anders‘ oder gar ‚revolutionär‘ beschrieben worden. Zudem wurde dabei auch fast immer das Internet als entscheidener Faktor angeführt. Meiner Ansicht nach ist Obamas Kampagne aber ganz und gar nicht ‚anders‘ oder ’neu‘ geführt worden, viel mehr ist sie beinahe der Inbegriff einer klassischen Anwendung der gängigen Kampagnentheorie. Nur eines macht den Unterschied aus: das Team um Barack Obama hat die Kampagne bis ins letzte Detail konsequent geplant – und vor allem auch durchgeführt. Weiterlesen

Erfolgreiches Online-Campaigning für NGOs

Im Nachgang zum Socialcamp hat sich in Berlin mit der Socialbar ein regelmäßiger Stammtisch für Internet- und NGO-Aktivisten etabliert. Gestern abend kamen sicher 30 Menschen, um sich unter anderem den Erfahrungsbericht zu Kampagnenarbeit mit Online-Unterstützung von Günter Metzges (Bild) von campact.de zu lauschen. Ein paar Gedanken und Thesen, die eigentlich auf der Hand liegen, will ich nicht vorenthalten:

1. Niemand sucht nach politischem Engagement. Es sind Themen, die Menschen interessieren.
2. Was funktioniert nicht: Massenmailaktionen zum Beispiel an Abgeordnete sind out: Den Spamfilter richtig eingestellt – schon merken die Empfänger nicht mal, wie viele Leute sich beteiligen. Online-Aktionen werden als „virtuelles Grundrauschen“  kaum mehr wahrgenommen.
3. Was funktioniert: Lokalisierung von Aktionen. Wenn Menschen ihre Abgeordneten im Wahlkreis anschreiben wird das wahrgenommen, auch wenn es nur fünf Mails sind. Noch besser geht man direkt zum Abgeordneten hin. Campact exerziert dies gerade durch: Online gesammelte Protestschreiben werden Landwirtschaftsminister Horst Seehofer bei Wahlkampfauftritten direkt übergeben. Er merkt, dass nicht nur Server dahinterstecken, die Mails verschicken, sondern echte Menschen.
4. Schließlich sind Online-gestützte Kampagnenaktionen dann erfolgreich, wenn a) das Framing stimmt (es gibt eine plausible Problem-Analyse-Lösung-Kette), b) eine fundierte Analyse gemacht wurde (Wer ist der Gegner? Wo sind seine wunden Punkte?) und c) ein konflikteskalierender Instrumentenmix erdacht wurde (Nach der Online-Petition muss es weiter gehen und das müssen Entscheidungsträger wissen, sonst ändern sie ihr Verhalten nicht).