Keinem ist aufgefallen, dass sich der Titel meines gestrigen Vortrags bei der Socialbar in Berlin lustig reimte: „Twitter, Facebook und Co. im Einsatz bei entwicklungspolitischen NGOs“. Zugegeben, ist ja auch ein bißchen dämlich und mir selbst erst im Nachhinein aufgefallen. Nichtsdestotrotz, hier die Folien meiner Präsentation zum Download.
Ich habe versucht einen abwägenden Blick auf die Web 2.0-Nutzung von Hilfsorganisationen zu werfen und in sofern eine Lanze für die NGOs zu brechen als dass sie sich eben nicht blind auf jede neue technische Möglichkeit stürzen, sondern sorgfältig abwägen. Ohne allerdings auf den Einsatz ganz zu verzichten. Bin gespannt, wie die Diskussion beim Socialcamp weitergeht. Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals an das Socialbar-Team Robert, Sophie, Tobias und all die anderen und herzlichen Glückwunsch zum 1. Geburtstag.
Am Dienstag war wieder Socialbar im tazcafé und ich seit längerem mal wieder dabei. Schön zu sehen, dass das Interesse nach wie vor da ist. Mir scheint, da wächst was. Echte NGOler waren zwar immer noch nicht so richtig viele da, aber dafür ein paar NPOler (böse, wer vermutet, dass all diejenigen, deren (Online-)Projekte nichts abwerfen, sich als Non-Profit-Organisation verstehen). Die Referate waren dieses Mal durchwachsen:
Mario Behling hat über „neue Projekte aus globalen Cloud-Community“ berichtet. Auch nach seinem Vortrag, den den Moritz Adler treffend als „werblich“ betwitterte, ist mir (und wohl nicht nur mir) nicht so ganz klar geworden, welchen Nutzen Organisationen aus der vorgestellten grafischen Arbeitsoberfläche LXDE ziehen sollen. Klar, es ist kostenlos, offen und schnell – aber Software ist m. E. nicht das zentrale Problem von Organisationen im gemeinnützigen Sektor, vielmehr die Frage, wie man Menschen Technologien näher bringen und diese möglichst barrierefrei (vulgo: einfach) gestalten kann. Diesen Aspekt streifte Mario nur am Rande.
Den Nutzen von Blogs für NPO im lokalen Bereich hat Hauptstadtblogger Günter Bartsch vorgestellt. Seine PPT-Folien waren hübsch und das Thema ganz interessant (Blogs als Konkurrenz und Gegenöffentlichkeit in Regionen, in denen etablierte Printmedien die Berichterstattung monopolisieren). Die Argumente fand ich allerdings ein bißchen einseitig positiv bis dünne – da ist die Debatte schon etwas weiter: Brigitte Reiser hat kürzlich anschaulich dargelegt, warum sich gemeinnützige Organisation gerade nicht blindlings auf alle Web 2.0-Möglichkeiten stürzen.
Spannend fand ich die kurze Präsentation von SocialBlogger und „Special Guest aus Hamburg“ Ole Seidenberg, der derzeit mit einer kleinen, spontanen Spendenaktion für den Obdachlosen Uwe für einigen Wirbel sorgt und bis dato schon 250 Euro gesammelt hat.
Die Aktion selbst ist absolut ehrenswert, auch wenn wir kritisiert haben, dass es fragwürdig ist, Einzelschicksale herauszugreifen und noch zu ergänzen wäre, dass – sollte das Beispiel Schule machen – nicht nur sozialstaatliche Pflichtaufgaben substituiert werden, sondern auch die Schicksale immer dramatischer werden müssen, um aufzufallen.
Spannend an Oles Projekt ist aber, dass sich hier im Kleinen idealtypisch die Merkmale solcher Online-Aktionen zeigen, auf die sich alle einstellen müssen, die mit gemeinnützigen Web 2.0-Aktionen online gehen, eben auch gemeinnützige Organisationen:
Kurzfristig schafft man enorme Aufmerksamkeit und Traffic: Ole sprach von einem Besucherzuwachs von 500 Prozent.
Man muss Ressourcen einplanen: Kommentare wollen beantwortet werden, Spender Dankesmails bekommen und über den Fortgang des Projekts informiert werden.
Man muss kritikfähig sein: Ole musste ziemlich schnell kritische Kommentare beantworten („Deine Hilfe wirklich in Ehren, aber wäre es nicht zuerst sinnvoll Sozialhilfe für Uwe zu beantragen?“), das bedeutet…
…man muss Kontrolle über die Debatte und Deutungshoheit abgeben – für Organisationen mit einem klaren Leitbild nicht immer einfach.
Anschliend hatte ich noch anregende Gespräche mit zwei entwicklungspolitischen Journalisten, unter anderem mit Klaus Boldt, dem Macher von epo.de. Das hat mich darin bestärkt, dass Social Media und Web 2.0 demnächst tatsächlich auch bei entwicklungspolitischen NGOs ankommen. Für das Socialcamp 2009, das am 3./4. Oktober wieder in Berlin stattfindet, kann das nur eine Bereicherung bedeuten.
Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich möchte doch nochmal ein paar Worte zum Seminar „Web 2.0 in der Entwicklungszusammenarbeit“ verlieren, das ich Ende November besucht habe. EADI hatte dazu eingeladen, die Trainer kamen von euforic und die Teilnehmer aus verschiedenen entwicklungspolitischen Forschungsinstitutionen und Hilfsorganisationen). Thema der Schulung war weniger die Frage, wie Web 2.0 in (der Zusammenarbeit mit) Projekten in Entwicklungsländern genutzt werden kann, sondern eher eine Einführung in Web 2.0-Tools und wie sie die tägliche Arbeit erleichtern resp. bereichern kann.
Damit wurde genau das Interesse der Teilnehmer getroffen: Zwei Kollegen der schweizerischen Entwicklungsagentur DEZA arbeiten an der Neustrukturierung der Organisation und wollten Potenziale von Web 2.0-Anwendungen kennenlernen, genauso der InWEnt-Kollege, der das Alumni-Portal betreut. Die Kollegin vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) interessierte sich besonders für die Möglichkeiten von Blogs, weil das DIE über ein eigenes nachdenkt (und damit dem guten Vorbild des britischen Partnerinstituts ODI nachfolgen könnte). Zwei Mitarbeiterinnen der Fundraising-Abteilungen der Welthungerhilfe und von action medeor wollten… na was wohl… Anregungen sammeln, um die Webseiten der Organisationen für potenzielle Spender attraktiver zu gestalten.
Obwohl ich selbst bereits viele dervorgestellten Tools kannte, habe ich doch ein paar hilfreiche Kniffe und neue Anwendungsmöglichkeiten gelernt. Eine kleine Zusammenstellung, die hoffentlich als Anregung und Motivation dient:
Blogs: In wenigen Minuten selbst eingerichtet bei Blogger oder WordPress.
RSS-Feeds: Für die Leser von „Kampagne 2.0“ ein alter Hut, aber für den durchschnittlichen NGO-Mitarbeiter eher eine große Unbekannte. Eine Umfrage unter meinen Kollegen ergab, dass die Hälfte weiß, was Feeds sind, aber keiner (!) welche abonniert hat. Es lohnt auch ein Blick auf die Optionen von Feedburner, um die Feeds der eigenen Seite zu vermarkten.
Eine Frage, die sich für alle NGOs immer wieder stellt lautet: „Lohnt sich mein Engagement im Internet überhaupt?“ Der Nutzen einer Internetseite zur Selbstdarstellung ist bei einem Großteil auch der deutschen NGOs inzwischen unbestritten. Doch in wie weit gleichen sich Aufwand und Nutzen im Bereich des Web2.0 eigentlich wieder aus? Brigitte Reiser hat zu diesem Thema in ihrem Blog nonprofits-vernetzt einen interessanten Artikel verfasst und bezieht sich auf eine amerikanischen Beitrag von wonach Beth Kanter wonach der folgende Zeitaufwand einzuberechnen sei:
5 Stunden pro Woche benötigt eine Organisation, um sich im Internet über relevante Beiträge bezüglich der eigenen Organisation und des eigenen Fachgebietes auf dem Laufenden zu halten. Kanter nennt diese Tätigkeit ‘Zuhören’. Sie läuft über Newsfeeds, Twitter, technorati usw.
5 Stunden pro Woche nimmt es in Anspruch, wenn man aktiv an Online-Diskussionen teilnimmt und Kommentare schreibt, auf einzelne Beiträge eingeht usw. Dieser Aufwand läuft unter dem Stichwort ‘Partizipieren’.
10-15 Stunden pro Woche muss eine Organisation für die Erstellung von eigenen Inhalten in Form von Blogs, Podcasts usw. veranschlagen. Da die Inhalte allein noch für keine Nachfrage sorgen, muss man diese entsprechend bekannt machen und im Netz vermarkten. Dies nennt Kanter ‘Generate Buzz’ . Die Vermarktung der eigenen Inhalte kostet eine Organisation noch einmal 10-15 Stunden pro Woche.
Mehr als 20 Stunden pro Woche benötigt eine Organisation, wenn sie aktiv eigene Online-Netzwerke aufbaut und diese pflegt oder aktiv an bestehen Online-Communities wie Facebook teilnimmt. Die Beantwortung von Anfragen, der gemeinsame Dialog, die Entwicklung neuer Ideen, der wertschätzende Umgang mit den einzelnen Netzwerk-Mitgliedern, – all dies kostet sehr viel Zeit. Aber ohne diesen Stundeneinsatz bringt eine Community keinen Nutzen. Wenn man vom Mitmach-Internet profitieren will, muss man bereit sein, diese Stunden zu investieren.
Es ist sicherlich unbestritten, dass der zeitliche Aufwand für die Pflege der Web2.0 Angebote häufig unterschätzt wird. Dass sich das Internetangebot ‚mal so eben nebenbei‘ erledigen lasse, ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass die vernatwortlichen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit nicht mehr hören können.
Dennoch sollte der Aufwand auch nicht zu groß geredet werden, denn schliesslich gibt es inzwischen zahlreiche Hilfsmittel, die einem die Pflege der Web2.0 Applikationen erleichtern bzw. die Abläufe teilweise sogar automatisieren. Um das etwas besser erläutern zu können, gehen wir von einem ganz normalen Blogeintrag aus, den eine NGO verfasst hat. Die möglichst weitläufige Verteilung dieses einen Blogartikels lässt sich inzwischen fast komplett automatisieren. Über den RSS-Feed des Blogs werden neue Beiträge ganz leicht verteilt: z.B. kann jeder neue Blogeintrag automatisch über twitter verschickt werden. Dazu muss man nur einen kostenlosen Account bei twitterfeed.com anlegen – der Rest funktioniert automatisch. Die Nutzer können die Blogeinträge auch abonnieren und erhalten somit jeden neuen Eintrag per e-mail. Dieser Service wird kostenlos via feedblitz oder für WordPress über das plugin subscribe2 angeboten. Die RSS-Feeds mit neuen Blogeinträgen können auch über schon vorinstallierte Reader in die Gruppenseiten von XING (hier am Beispiel von erlassjahr.de) oder Facebook Pages (hier am Beispiel von Deine Stimme gegen Armut) eingebunden werden. Dies alles gehört sowohl in den von Kanter genannten Bereich ‚generate buzz‘ als auch zu ‚Zuhören‘. Diese Liste ist natürlich noch weiterhin fortsetzbar und wir freuens uns auch über Hinweise auf andere nützliche Web2.0 Applikationen, die zu einer echten Zeitersparnis führen – bitte einfach Links als Kommentar hinterlassen.
Natürlich ist weiterhin trotzdem wichtig wie viel Nutzen am Ende bei egal welchem Zeitaufwand herauskommt. Hierbei gilt aber auch für NGOs die alte Weisheit: so relevanter ein Artikel/Beitrag für meine Zielgruppe ist, umso höher ist der Nutzen. Dabei können sich über geschickte Verschlagwortungen (wobei man immer ganz nah am Thema blieben sollte!) auch ganz neue Interessanten für das eigene Thema finden. So etwas schlägt sich dann auch sehr schnell in den Nutzungsstatistiken von Webseiten und Blogs nieder.
Belegbare Daten über die Nutzung des Internets als solchem und explizit über die Nutzung von Web2.0-Anwendungen können NGOs wichtige Anhaltspunkte darüber liefern, wie intensiv sie ihren Webauftritt pflegen, welche Elemente er enthalten sollte und welche Kommunikationsform mit den Nutzern der eigenen Seite am erfolgsversprechendsten sind. Die aktuelle ARD – ZDF Onlinestudie 2008 bietet hierfür eine Vielzahl an Anhaltspunkten, die im Folgenden analysiert werden sollen.
Online-Nutzung allgmein
Die Deutschen verbringen immer mehr Zeit im Internet: im Schnitt ist jeder Erwachsene täglich 58 Minuten (2007: 54 Minuten) online. Gleichzeitig bleibt der Fernseh- und Hörfunkkonsum im 1. Halbjahr 2008 mit 225 Minuten (1. Halbjahr 2007: 225 Minuten; GfK) beziehungsweise 186 Minuten (2007: 185 Minuten) täglich konstant.
Die Kollegen von DigiActive, einer Organisation die Grassroot-Aktivisten bei der Nutzung von Web2.0 und mobilen Applikationen unterstützt, hat kürzlich eine Einführung zur Nutzung von Facebook für Aktivisten herausgegeben. Das 15seitige PDF liest sich schnell und muss in der Tat als reine ‚Einführung‘ verstanden werden. Spannend sind aber die drei Fallbeispiele, die den Einsatz von Facebook bei Kampagnen zu Burma und in Marokko sowie Ägypten beleuchten. Gerade in diesen Beispielen werden recht ansehnlich die Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Facebook deutlich.
Die grundsätzlichen Annahmen, die DigiActive in Bezug auf den Einsatz von Facebook für Kampagnen und NGOs herausgearbeitet hat, sind jedoch insbesondere im deutschsprachigen Bereich mit großer Vorsicht zu geniessen. Su muss schon die Annahme ‚Viele Menschen nutzen Facebook‘ gerade für den deutschen Markt erheblich relativiert werden. In Deutschland waren im Juli 2008 knapp 500.000 Menschen bei Facebook registriert, was aber auch nichts über deren Grad oder Häufigkeit der Nutzung aussagt. Trotzdem wird schon aus dieser schieren zahl deutlich, dass über Facebook zumindest hierzulande keine Massen zu mobilisieren sind.
Trotzdem ist Facebook natürlich eine Möglichkeit die eigene Kampagne oder NGO gegenüber einem sehr internet-affinen Publikum zu präsentieren, zudem ist die Nutzung kostenlos, der Einsatz verschiedenster Medienform (Fotos, Videos und Audio) unproblematisch und die direkte Ansprache von Menschen, die sich für die Facebook-Gruppe der eigenen NGO entscheiden ist einfach. Zugleich kostet aber auch die Pflege der Facebook-Gruppen Zeit, insbesondere da die Facebook-Gruppe die eigentliche Webseite der NGO nicht ersetzen, sondern inhaltlich viel mehr spiegeln soll. Weiterhin ist Facebook eben nicht ursprünglich für Kampagnen erstellt worden, so dass der Aufwand umso höher ist, will man es für diese Zwecke nutzen. Interessant ist es aber hierfür Fremdapllikationen innerhalb von Facebook zu nutzen, wie z.B. Causes, die genaue Kampagnenziele erfassen und den Stand der Spenden, zugewonnenen Freunde o.ä. abbilden. Leider sind diese Apllikationen ebenfalls auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, ein Spendensammeln ist für europäische NGOs beispielsweise derzeit überhaupt nicht möglich.
Bei aller Kritik an Facebook: die Plattform ist für die Kampagnen- und NGO-Arbeit dennoch um ein hohes Maß brauchbarer als der deutsche Marktführer StudiVZ, der außer der reinen Gruppenbildung zur eigenen NGO so gut wie nichts zu lässt. Mobilisierung über StudiVZ ist fast aussichtslos, über Facebook aber zumindest machbar.
Der selbsternannte ‚Buzz-Director‘ und von mir hochgeschätzte Steve Bridger hat kürzlich vor der englischen NGO Action Aid einen Vortrag mit dem Titel „How charities need to update their status“ gehalten, welcher die Notwendigkeiten insbesondere für Spendenabhängige NGOs in Zeiten des Web 2.0 beleuchtet. Seine Präsentation hat er freundlicherweise zur Verfügung gestellt:
Steve fasst seine Ergebnisse in folgenden 6 Regeln für NGOs ab:
Vermische Online und Offline: Online Aktivitäten -> Offline Aktionen
Schaffe Erfahrungen, welche die Bestrebungen der Menschen wiederspiegeln
Sei großzügig, veröffentliche Zeugs & versuche nicht die gute Sache zu ‚besitzen‘
Demokratisiere deine Marke: lerne die Kontrolle zu verlieren… um gleichzeitig mehr zu erreichen
Vereinige und erweitere 000erte von kleinen Aktionen
Werde zum Pförtner der gesellschaftlichen Wirkung in dem Du sie zu einer unendlichen Geschichte machst
Diese wenigen (und auf Deutsch mal wieder etwas etwas krude wirkenden) Grundsätze bilden gleichzeitig viele Probleme von NGOs bei ihren (ersten) Schritten ins Internet ab. Insbesondere die Angst vor einem Kontrollverlust über Inhalte ist weit verbreitet. Zu sehr besteht die Befürchtung, dass die Nutzer (wie z.B. auch der ‚kleine‘ Aktivist auf der Straße) Fotos, Videos oder Blogeinträge publizieren, die nicht unbedingt der Marke oder dem Erscheinungsbild der NGO entsprechen. Und da sobwohl solche Beiträge doch vor allem eines kommunizieren würden: Authenzität. Eben die Menschen, die dahinter stehen, die die gute Sache voranbringen und damit auch nach außen tragen.
Gleichzeitig macht Steve auf eine alte Regel aufmerksam, die häufig vergessen wird: statt (oftmals teuren) Großkampagnen in durchgestyltem Design mit einzelnen Großveranstaltungen ist gerade die Masse von kleinen Veranstaltungen ein Weg, der sich langfristig und nachhaltig in der Erinnerung unserer MitbürgerInnen verfestigt. Das Angesprochen werden durch meine Nachbarin auf dem wöchentlichen Markt kann dabei auch unter Einsatz eines klapprigen Infostandes effektiv sein als jede große Werbekampagne, einfach weil die persönliche und direkte Ansprache gewährleistet wird.
Und schliesslich gibt Stevens erste Regel noch einen ganz wichtigen Hinweis: die Großzahl von Kampagnen und NGOs wird auch in Zukunft nicht (allein) online funktionieren. Vielmehr sind die Online-Aktivitäten Mobilisierungs-, Motivations- und Archivierungswerkzeuge, die aber den Einsatz auf der Straße, also vor im Bestfall ‚vor Ort‘, nicht ersetzen. Die Verknüpfung beider Werkzeuge gilt es jedoch noch erheblich zu optimieren. Der geneigte Internetuser, der ‚mal eben‘ hier einen Link postet oder eine E-Mail verschickt wird noch nicht automatisch zum Aktivisten bei einer Offline-Aktion. Und gerade an dieser kritischen Schnittstelle zwischen On- und Offline wird das ansonsten häufig kostengünstige Internet zu einem Personalaufwändigen Konstrukt: meiner Meinung nach bedürfen besonders interaktive Webauftritte von NGOs (insbesondere im Rahmen sozialer Netzwerke) auch einer intensiven Betreuung durch Online-Campaigner, welcher den Nutzen das Gefühl von ‚Bedeutung‘, von ‚ernst genommen‘ vermitteln und die den Nutzern Wege auch zum Offline-Engagement aufzeigen.
Diese Schritte sind in Deutschland bislang noch kaum NGOs gegangen, doch die Notwendigkeit wird sich voraussichtlich beständig vermehren. Schliesslich haben die Entwicklungen im Internet noch nie auf ‚Nachzügler‘ gewartet.
Soziale Netzwerke sind in aller Munde und die Nutzerzahlen von z.B. StudiVZ oder Facebook steigen nach deren eigenen Angaben beständig. So ist es kein Wunder, dass auch immer mehr Anbieter auf dn Markt drängen, die soziale Netzwerke für den Bereich Ehrenamt und NGOs anbieten. Relativ neu in Deutschland ist der irische Anbieter ammando, welcher aber auch Plattformen in vielen anderen Ländern betreibt und diese untereinander vernetzt hat. Schon länger dabei ist realisr, die sich besonders auf die Umsetzung von Projekten unter Mithilfe von Freiwilligen konzentrierten. Erwähnung soll auch kaioo finden, bei dem jede NGO sein eigenes soziales Netzwerk kostenlos aufbauen kann. Allen Plattformen gemeinsam ist das Problem der geringen Userzahlen und Aktivitäten in den einzelnen Gruppen. Offenbar gelingt es nur sehr schwer die engagierten Bürger auch zu engagierten Webnutzern zu machen.
Dazu passt eine kürzliche Studie der Agentur new thinking, die ‚Politik im Web 2.0‚ untersucht hat. Von dem wenig überraschenden Ergebniss, dass die deutsche Parteien insbesondere im Vergleich mit den USA noch einiges an Nachholpotential haben, sind die Statistiken teilweise erschreckend. Selbst die großen Volksparteien und bekannten deutschen Politiker kommen im Web 2.0, sei es nun bei youtube oder StudiVZ, nur auf sehr geringe Zugriffszahlen. Wenn man diese Zahlen auf die Arbeit von NGOs übersetzt, scheint hier noch einiges an Arbeit auf die Online-Campaigner zu zukommen.
Der MediaWatch Blog ist ein neuer Blog, der sich durchaus kritisch mit aktuellen Themen der Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit auseinandersetzt. Sieben Autoren stellen aktuelle Nachrichten zusammen, analysieren und kommentieren. Leider sind wohl auf Grund fehlender Webkenntnisse viele Bereiche noch in einem kruden deutsch-englischen Sprachmix vorhanden. Vom Inhalt her aber eine wirkliche Bereicherung.
Die Frage, ob eine Kampagne erfolgreich war oder nicht, ist häufig umstritten. Die meist hochgesteckten Ziele der Kampagnenmanager selbst, werden nur in den seltensten Fällen erreicht (Dauerbeispiel Brent Spar). Der Erfolg muss mithin auch an anderen Faktoren abgelesen werden: die Wahrnehmung in den Medien, die Mobilisierung eigener Unterstützer, die Gewinnung neuer Interessenten und die zumindest teilweise Erreichung des Kampagnenziels.
Seit Jahren kämpfen diverse Umweltschutzorganisationen gegen den Walkampf durch die japanische Walfangflotte. In diesem Jahr ist es ihnen gelungen den Fangerfolg der Japaner deutlich einzugrenzen. Nur ca. 40 Prozent der geplanten Quote wurde gefangen. Ein Erfolg für die beiden federführenden Organisationen Sea Shepard und Greenpeace?
Deren ursprüngliches Kampagnenziel ist die Verhinderung des kompletten Walfangs. Dies ist nicht gelungen. Doch die Erfolgsquote ist gewaltig: 60 Prozent weniger Wale wurden gefangen, zudem kommt auf Grund dieser Meldung (die übrigens vom japanischen Amt für Fischerei selbst herausgegegeben wurde) ein gewaltiges Medienecho. Weiterlesen
Der Mikroblog-Anbieter Twitter gilt in den USA für viele Webnutzer bereits als DIE neue Killerapplikation und wird bereits von Hunderttausenden von Privatnutzern als auch von Institutionen oder NGOs bzw. in der Kampagnenarbeit genutzt. In Deutschland ist Twitter noch weitgehend unbekannt und wird derzeit hauptsächlich von webaffinen Privatpersonen und Bloggern genutzt.
Was ist Twitter?
Vom Selbstverständnis her soll Twitter Freunde und Bekannte über die kleinen und großen Ereignisse des täglichen Lebens informieren: Lenneth lässt die Welt wissen: „Nach 11, und ich kann immer noch nicht aufstehen. Ich brauche Tee.“ Fernando_johann fühlt sich „manchmal wie in einem Film“. Und das auf Englisch, Russisch oder Spanisch. Außer solchen Alltäglichkeiten werden aber auch aktuelle Nachrichten, Gerüchte oder Links blitzschnell verbreitet: sekundenschnelles virales Marketing quasi, Kommentarfunktion inklusive.