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Ulrich Schlenker

Erfolgreiches Online-Campaigning für NGOs

Im Nachgang zum Socialcamp hat sich in Berlin mit der Socialbar ein regelmäßiger Stammtisch für Internet- und NGO-Aktivisten etabliert. Gestern abend kamen sicher 30 Menschen, um sich unter anderem den Erfahrungsbericht zu Kampagnenarbeit mit Online-Unterstützung von Günter Metzges (Bild) von campact.de zu lauschen. Ein paar Gedanken und Thesen, die eigentlich auf der Hand liegen, will ich nicht vorenthalten:

1. Niemand sucht nach politischem Engagement. Es sind Themen, die Menschen interessieren.
2. Was funktioniert nicht: Massenmailaktionen zum Beispiel an Abgeordnete sind out: Den Spamfilter richtig eingestellt – schon merken die Empfänger nicht mal, wie viele Leute sich beteiligen. Online-Aktionen werden als „virtuelles Grundrauschen“  kaum mehr wahrgenommen.
3. Was funktioniert: Lokalisierung von Aktionen. Wenn Menschen ihre Abgeordneten im Wahlkreis anschreiben wird das wahrgenommen, auch wenn es nur fünf Mails sind. Noch besser geht man direkt zum Abgeordneten hin. Campact exerziert dies gerade durch: Online gesammelte Protestschreiben werden Landwirtschaftsminister Horst Seehofer bei Wahlkampfauftritten direkt übergeben. Er merkt, dass nicht nur Server dahinterstecken, die Mails verschicken, sondern echte Menschen.
4. Schließlich sind Online-gestützte Kampagnenaktionen dann erfolgreich, wenn a) das Framing stimmt (es gibt eine plausible Problem-Analyse-Lösung-Kette), b) eine fundierte Analyse gemacht wurde (Wer ist der Gegner? Wo sind seine wunden Punkte?) und c) ein konflikteskalierender Instrumentenmix erdacht wurde (Nach der Online-Petition muss es weiter gehen und das müssen Entscheidungsträger wissen, sonst ändern sie ihr Verhalten nicht).

Tanabata: Globale Moblisierung zum G8-Gipfel in Japan

Eine bemerkenswerte weltweite Mobilisierung haben derzeit die nationalen Plattformen des „Global Call to Action against Poverty“ (GCAP) laufen. Zum G8-Gipfel in Japan Anfang Juli knüpfen die Anti-Armuts-Aktivisten an die japanische Tanabata-Tradition an und sammeln Wünsche gegen Armut. Nach der japanischen Überlieferung gehen Wünsche in Erfüllung, wenn sie am 7. Juli an einen Bambusbaum gehängt werden. Diese Wünsche sammeln derzeit Entwicklungsorganisationen und Armutskampagnen in mehreren Ländern.

GCAP stellt auf internationaler Ebene ein zentrales Tool bereit, das – an den nationalen Kontext angepasst – auf Webseiten bereitgestellt werden kann. Passend dazu stellt GCAP auf der globalen Webseite Banner in verschiedenen Sprachen und Formaten zur Verfügung. Die Dateien gibt’s auch als PNG/PSD-Layer-Dateien zum anpassen.

Das Widget wird unterschiedlich genutzt. Es gibt Varianten auf Englisch, Französisch und Spanisch. Unterstützer können zwischen vier Forderungen auswählen: Bildung für alle, bessere Gesundheitsversorgung, Massnahmen gegen Klimawand sowie mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit. Weil aber zum Beispiel die große internationale NGO-Familie Oxfam (in UK auf Englisch, in Canada auf Französisch) auf „Bildung für alle“ verzichtet, kommt für diese vierte Forderung nur rund ein Viertel der „Stimmen“ zusammen (in Großbritannien gibt es parallel bei anderen Organisationen alle vier Forderungen, zum Beispiel bei CAFOD).

In Japan selbst, gibt es zum G8-Gipfel mehrere Kampagnen, die in die Tanabata-Richtung gehen: Bei „Me Too“ mobilisieren eine handvoll internationaler NGO-Familien die japanische Bevölkerung (Bericht über „Me Too“-Kampagnenstart. Mitschnitt der Pressekonferenz bei Youtube, auf japanisch). Auch die japanische GCAP-Kampagne Hottokenai hat eine „Voices against Poverty„-Aktion laufen.

Das japanische Bündnis G8-NGO-Forum hat mit der Tanzaku-Aktion die japanische Version der Wunsch-Aktion gestartet. Ähnlich wie die Tanzaku-Aktion kann man auch die deutsche „Deine Stimme gegen Armut“-Kampagne einen echten eigenen (Frei-)Text-Wunsch äußern – eine Gratwanderung wenn man mit der Kampagne eigentlich bestimmte Themen kommunizieren und Ziele erreichen will, was bei „Deine Stimme gegen Armut“ offensichtlich funktioniert, wenn man sich durch die rund 2.500 Wünsche klickt.

Vor einigen Tagen wurden in Japan die ersten G8-Wünsche an den Ministerpräsidenten Fukuda übergeben. Weitere Übergaben sind geplant: am 3. Juli werden Großbritanniens Premier Gordon Brown und der kanadische Staatschef Stephen Harper die Botschaften entgegennehmen. In Deutschland präsentiert „Deine Stimme gegen Armut“ die Wünsche und Erwartungen der Bürger im Rahmen einer Kundgebung in Berlin.

NGO 2.0 – Socialcamp in Berlin

Zwei Tage lang haben am Wochenende Praktiker aus NGOs, Online-Aktivisten, Blogger und Webentwickler beim ersten Socialcamp in Berlin darüber diskutiert, wie neue Entwicklungen im Internet für die NGO-Arbeit genutzt werden können, NGOs erfolgreich im Web agieren können und sich die Arbeit von Organisationen durch „Web 2.0“ verändert.

Vorweg: Die Veranstaltung war klasse und ausgesprochen inspirierend. Die MacherInnen von Social-Networks wie helpedia, elargio, netzwirken oder mixxt und Kaioo waren da, genauso wie die Blogger von Netzpolitik.org oder Alles-was-gerecht-ist. Die Resonanz aus den klassischen NGO dagegen war bescheiden – ein Aspekt, der vielfach beklagt wurde und sich beim nächsten Mal ändern muss: Wie sonst sollen die Bedürfnisse, Interessen der Organisationen erkannt und Grenzen des Mitmachwebs bei NGOs ausgelotet werden? Lediglich Kollegen von Plan International Deutschland, dem Weltfriedensdienst und Transparency Deutschland habe ich neben neben Björn von erlassjahr.de und mir selbst gezählt. Ein subjektiver Bericht:

Am spannendsten fande ich die Session zur Kooperation von NGOs und sozialen Netzwerken am 2. Tag, bei dem eine Bestandsaufnahme von Eigenschaften, Trends und möglichen Kooperationsformen beider Akteursgruppen vorgenommen wurde (siehe Flipcharts). Günter Metzges von Campact hat dazu interessante Überlegungen aus dem bevorstehenden Relaunch des Kampagnenportals vorgestellt.

In der Session über „Entwicklungszusammenarbeit und IT“ haben Christian Kreutz (GTZ) und Mitarbeiterinnen der Agentur newthinking anhand wegweisender Webprojekte aus Afrika gezeigt, wie neue Technologien in Entwicklungsländern genutzt werden können (Celac aus Uganda, Afrigadget oder der Brosdi Audio-Blog) und auch, welche Herausforderungen auf Hilfswerke im Norden zukommen (Stichwort: Transparenz bei Entwicklungsprojekten bzw. stärkere und ungefilterte Stimmen aus dem Süden durch Blogs).

Nutzen und Risiken von NGO-Blogs wurden diskutiert (Bloggt die Organisation – öde – oder einzelne Mitarbeiter – potenziell unkontrollierbar?). Eine kostenlose, individuelle Social-Network-Lösung wurde vorgestellt (Kaioo.com stellt in diesen Tagen ein Meta-Netzwerk vor, aber wie gemeinnützig ist Kaioo wirklich?), über Open Source-Lösungen für NGOs diskutiert und gleich in der nächsten Session gefragt: Wie kann die Corporate Identity im Web 2.0 gestärkt bzw. „behalten“ werden (zum Thema NGO als Marke vgl. diese Präsentation).

Spannend ist die Frage, wie die beim Socialcamp begonnene Diskussion weitergeht. Dass das gesehen soll, darin waren sich die Teilnehmer einig, in Berlin soll das bei einem regelmäßigen Stammtisch geschehen (1. Juli, 19 Uhr, taz-Café). Eine umfangreiche Dokumentation der Session wird hier aufgebaut. Mehr Fotos vom Socialcamp gibt es hier und hier, Berichte unter anderem von Andrea Nienhaus, Richard und Patrick Jedamzik und Marcus Beckendahl.

Sichtschutz Moskitonetz?

buttonAm 25. April war Welt-Malaria-Tag. Das war im Prinzip nicht zu übersehen überlesen. Eine kurze Suche liefert Artikel in den Online-Ausgaben von taz, Focus, Die Welt, Das Parlament usw. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon schrieb in der FR. Selbst die Pharma-Industrie wurde aktiv. Und entwicklungspolitische Organisationen und Kampagnen? In Berlin war die zentrale Aktionen mit menschlichen Moskitonetzen angekündigt, in Köln und Nürnberg gab es Info-Stände. Und das alles unter dem frischen Motto „Mach die Mücke!“ Klingt vielversprechend. Da sind sicher tolle Bilder von forschen Kampagnenaktionen entstanden. Mal schauen.

In Berlin am Potsdamer Platz sollte ein menschliche Moskitonetz entstehen, Jahrmarktbuden mit den Aktionen „Stich zurück“ und „Hau die Anopheles-Mücke“ Jugendliche anlocken. Fußballer von Hertha BSC waren involviert, auch Entwicklungsministerin Wiezcorek-Zeul soll da gewesen sein. Organisiert wurde die Aktion vom Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), als Mitgliedern der Europäischen Allianz gegen Malaria, der Kampagne MalariaNoMore Deutschland sowie action medeor als Träger der Kampagne Stop Malaria Now.

Ein junger Arzt mit Malaria-Patientin (Foto: action medeor/ Birgit Betzelt)Ich zähle drei Organisationen, drei Kampagnen, einen Promi, eine Bundesministerin – und bin enttäuscht. Hat die Aktion wirklich stattgefunden? Drei Tage später finde ich im Netz nichts darüber. Kein Video bei youtube.com oder myvideo.de, kein Bild auf flickr.com. Die Webseiten der Organisationen illustrieren ihre Ankündigungen mit Bilder aus Projekten in Entwicklungsländern. Der Nachrichtenwert ist jetzt gleich Null. Enttäuschendes Urteil: Hier wurden Chancen vertan.

Entwicklungspolitische Bloggerwüste

Als mich heute morgen meine Kollegin fragte, welchen (deutschsprachigen) Blog ich ihr empfehlen könnte, in dem über aktuelle entwicklungspolitische Themen geschrieben wird und mir als Antwort spontan „Keinen“ einfiel, wußte ich, dass ich diesen Artikel schreiben muss. Hier also das Ergebnis der Recherchen über den Einsatz von Techniken wie Blogs, RSS-Feeds und Newsletter bei entwicklungspolitische Kampagnen und Organisationen.

Wikipedia vergleicht Blogs mit einem öffentlich einsehbaren Tagebuch oder Journal. Es sei ein „einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens“ und sieht Blogging als Möglichkeit zur Schaffung von Gegenöffentlichkeit. In diesem Sinne sind Blogs also ideal geeignet, um die Arbeit von entwicklungspolitischen NGOs und Kampagnen darzustellen, die in den traditionellen Medien generell eher als Randthema auftauchen – sieht man von Zeiten schwerer Naturkatastrophen ab. Doch wer nutzt diese Technik und wie?

Nachrichtenportale und Meinungsseiten

Entwicklungspolitik Online (epo) dürfte wohl das bekannteste Nachrichtenportal der Branche sein. Es einen Dinosaurier zu nennen wäre despektierlich. Sämtliche Pressemeldungen von NGOs aber auch von staatlichen Stellen werden (leicht redaktionell bearbeitet) veröffentlicht (Technorati-Rang 854.202).

Die neue Generation sieht anders aus: Ganz jung (seit Dezember 2007, offiziell noch in der Beta-Phase), ganz modern in Design und Technik ist das Projekt Helpedia. Entstanden aus einer Initiative studentischer Unternehmensgründer wollen die Macher ein deutschlandweites Verzeichnisses gemeinnütziger Organisationen aufbauen, inkl. Veranstaltungskalender, Sachspendenplattform und „Engagementbörse“. Ausgestattet ist es mit allen Raffinessen die unter „Web 2.0“ subsummiert werden. Inhaltlich nicht ausschließlich entwicklungspolitisch angelegt, liest man im Helpedia-Blog (Technorati-Rang: 516.960) auch Meldungen aus dem Bereich Web2.0-Aktivismus und Transparenz im gemeinnützigen Sektor. Weiter so!

„Nachrichten rund ums Engagement“: Socialtimes bringt es schon in der Unterzeile auf den Punkt. Um die Verbindung von Journalismus und bürgerschaftlichem Engagement zu schaffen, arbeitet das Nachrichtenportal mit zwei Farben. Sie zeigen an, ob es sich um redaktionelle Beiträge oder die Meinungen von Einzelorganisationen handelt. Im Übrigen bringt es Helpedia auf den Punkt, die über das von der Sozial-AG betriebene Portal schreibt: „Zwar selten tiefgründig und niemals kritisch (zumindest gegenüber den Organisationen), aber zweifelsfrei der momentan umfassendste Überblick, was es Neues im gemeinnützigen Sektor gibt.“

Der Blog „Baustellen und Globalisierung“ von Rainer Falk (Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwickung) und Barbara Unmüßig (Heinrich-Böll-Stiftung) ist erst seit rund einem Jahr online. Er hat sich in dieser Zeit zu einem wichtigen Orientierungspunkt in der entwicklungspolitischen Debatte etabliert, der über aktuelle internationale Entwicklungen informiert und sich nicht scheut, diese kritisch einzuordnen. Schwerpunkte sind Finanzmärkte und die Internationalen Finanzinstitutionen IWF/ Weltbank, wie die Zahl der vergebenen Labels zeigt (Technorati-Rang 1.405.604).

Blogs von Kampagnen und Bündnissen

Eher als Nachrichtenportal für die Themen Millenniumsentwicklungsziele, Entwicklungsfinanzierung und G8 ist der Kampagnenblog von „Deine Stimme gegen Armut“ zu sehen. Selten pointiert kommentierend dafür mit einem Mix aus politischen Nachrichten, Berichten über Aktivitäten von prominenten Afrika-Aktivisten wie Bono und Bob Geldof, eigenen Kampagneninfos und denen von thematisch nahestehenden Kampagnen ist dieser Blog nicht nur einer der dienstältesten in der Kampagnen-Branche (seit Februar 2007) sondern auch einer der aktuellsten und am häufigsten gefütterte (Technorati-Rang 224.572).

Fachlich hochwertige Beiträge zum Thema „Internationale Schulden“ bietet der Kampagnenblog des Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de. Auch über Kampagnenaktivitäten wird informiert, besonders interessant: die täglichen Berichte von Jürgen Kaiser aus Ecuador, wo er im Februar als Mitglied einer Regierungskommissions die Legitimität der Auslandsschulden des südamerikanischen Landes beurteilte. Erst seit Dezember 2007 ist der grafisch schlicht gehaltene Blog so richtig in Fahrt gekommen (Technorati-Rang 2.461.872).

Die noch recht junge „Klima-Allianz“ von Organisationen aus dem entwicklungs- und umweltpolitischen Bereich hat gleich die ganze Webseite auf WordPress aufgebaut, schafft es aber, dass sie überhaupt nicht nach Blog aussieht (RSS-Feed für alle Neuigkeiten). Da sich die Webseite ständig weiterentwickelt ist hier noch mit einigen wegweisenden Features zu rechnen.

Andere Kampagnen und Netzwerke (die bekanntesten: Bildungskampagne, Aktionsbündnis gegen Aids, StopEPA, EPA2007, Kampagne für Saubere Kleidung, CorA Netzwerk für Unternehmensverantwortung, Aktionsbündnis Landmine (sehr umfangreiche und aktuelle Nachrichtenseite rund um Landminen und andere Waffen), BUKO Pharmakampagne, Gemeinsam für Afrika) vertun die Chancen schneller Kommunikation, die mit Blogs und News-Feeds gegeben sind. Sporadisch gefütterte News-Rubriken und E-Mail-Newsletter sind die einzigen Wege über aktuelle Aktivitäten informiert zu werden (Übrigens: eine gute Übersicht aktueller und jüngst abgeschlossener Kampagnen gibt’s beim Portal Globales Lernen)

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Abnehmen mit ‚Speed‘: Aktivisten foppen TV-Journalisten

Klingt abgefahren. Ist es auch. Stimmte nur nicht. Dass „Tim“, Interviewpartner in der gestrigen Sendung des ARD-Lifestylemagazin „polylux„, mit Hilfe der Droge Speed abspecken will, war frei erfunden. Das Kommando „Tito von Hardenberg“ aus dem Umfeld der Hedonistischen Internationalen jubelte den TV-Journalisten den Interviewpartner unter, um a) die oberflächlichen Recherchemethoden zu entlarven und b) darauf hinzuweisen, dass in „so genannten Leistungsgesellschaft ein nicht normgerechter Körper ein Ausschlusskriterium darstellt“. Polylux will dem „falschen Protagonisten kein weiteres Forum bieten“ und hat deshalb den Videoclip von seiner Webseite genommen. Bei Google Video ist es noch zu sehen, ebenso das Bekennervideo auf Youtube:

Bedenklich zu sehen, wie einfach es offensichtlich ist, seine Themen zu platzieren, wenn sie nur abseitig genug sind – flux erhebt es Polylux zum Trend. Reaktionen auf die Aktion sind gemäßigt bis mitleidig: von „klingt wie ein Krimi“ bis „dumm gelaufen„. Lustig, dass andere Seher den gleichen Eindruck hatten wie ich: Unglaubwürdiger als „Tim“ war der zweite Interviewpartner, ein Student, der seine Hausarbeiten nur noch mit Speed schreiben kann (wenn er nicht gerade auf Ritalin ist).

Back to School: Größte Schulstunde der Welt

Die Globale Bildungskampagne will ins Guinness Buch der Rekorde und mobilisiert dazu ihre Unterstützer in 150 Ländern für die Größte Schulstunde der Welt. Am 23. April soll ab 10 Uhr weltweit Unterreicht zum Thema „Gute Bildung für alle“ stattfinden. 30 Minuten muss der Unterreicht dauern, damit er zum Rekordversuch gezählt werden kann. Die deutsche Sektion der Bildungskampagne hat dafür extra Unterrichtsmaterial produziert. Die Messlatte liegt verhältnismäßig niedrig: 2 Millionen Menschen müssen mitmachen, um den Rekord von 2003 zu brechen. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass 70 Millionen Kinder und 774 Millionen Erwachsene keine Bildung genießen. Bis 2015 soll es aber „Bildung für alle“ geben, so das UN-Millenniumsentwicklungsziel 2.

Indische Jugendliche stehen auf gegen ArmutWeltrekorde gegen Armut liegen offensichtlich im Trend, dabei hat sich an den rekordverdächtigen Armutszahlen wenig geändert. 2006 und 2007 haben die UN Millenniumkampagne und der Global Call to Action Against Poverty (GCAP) zum „Stand Up“-Weltrekord gegen Armut aufgerufen. 43,7 Millionen waren im vergangenen Jahr dabei. Die Zahl von 66.000 Aktivisten in Deutschland nimmt sich geradezu bescheiden aus gegen 18,6 Millionen in Indien. Wie die freiwillig die Teilnehmer dort mitgemacht haben… entscheidet selbst (Foto rechts). Noch nicht im Guinness-Buch eingetragen ist der Rekord: „Häufigste Wiederholung eines Rekordversuchs gegen Armut“. Lang kann es nicht mehr dauern.

Flashmob: Adidas, aufwachen!

Mit einem kurzen, spontanen Schläfchen in einem Berliner Sportgeschäft haben rund 20 Aktivisten mit einem Flashmob („Blitzdemo“) gegen die Arbeitsbedingungen in internationalen Sportkonzernen protestiert. „Mit Blick auf die Olympischen Spiele in Peking wollen wir darauf aufmerksam machen, dass viele Konzerne ihre Profite auf unmenschliche Weise erwirtschaften“, sagte Berndt Hinzmann von der Entwicklungshilfeorganisation Inkota dem Berliner Tagesspiegel.

Die Demonstranten hatten sich im Internet zu der Aktion verabredet, trafen sich wie „zufällig“ in dem Geschäft und legten sich auf ein Zeichen hin alle gleichzeitig schlafen: auf dem Boden oder an Kleiderständer gelehnt. Nach wenigen Minuten wachten die Aktivisten auf ein Signal wieder auf. Zurück blieben verwirrte Mitarbeiter, irritierte Kunden und ein gehöriges Presseecho: außer dem Berliner Tagesspiegel berichteten unter anderem auch die taz, die WELT (mit netten Fotos) und die Netzeitung über die Aktion.

Eine fantastische Idee, wie man mit einfachen Mitteln Öffentlichkeit herstellen kann… und Flashmobs sinnvoll nutzen kann (und nicht nur zehntausende Hamburger in Fast-Food-Läden bestellt) .

Zum Demonstrieren nach Kuba

Online-Demo von RSF… auf KubaDie Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) hat heute den ersten „Internationale Tag der freien Meinungsäußerung im Internet“ ausgerufen. Surfer können 24 Stunden lang symbolisch an neun Orten der Welt gegen Zensur im Internet demonstrieren, an denen sonst keine freie Meinungsäußerung möglich ist. Zur Wahl stehen virtuelle Nachbauten des Tiananmen Platzes in Peking, des Revolutionsplatzes in Kuba oder die Straßen von Rangun in Burma.

Die Aktion sei eine Antwort auf die wachsende Tendenz Blogger zu verfolgen und unliebsame Webseiten zu schließen. Nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ sitzen derzeit mindestens 62 Cyber-Dissidenten weltweit in Haft. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr mehr als 2.600 Webseiten, Blogs oder Foren geschlossen.

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